09.09.2013 – Alfredo

Alfredo fand sein Zuhause am 09.09.2013   (Happyend-Story)

Alfredo durfte endlich die L.I.D.A. Olbia verlassen. Er und seine drei Geschwister kamen als Welpen in das überfüllte Tierheim. Dort sind alle vier Hunde (zwei Rüden und zwei Hündinnen) richtig agil und freundlich. Sie zeigten sich immer sehr temperamentvoll, sprangen auf die Hütten, verteilten Küsschen und waren immer unterfordert in der Einöde.

Für eine der Hündinnen wurde 2012 der Traum wahr und sie durfte über einen Tierschutzverein nach Deutschland kommen, fand hier ihr Zuhause und zeigt sich genauso, wie wir sie in der L.I.D.A. damals lieben- und kennengelernt haben. Als zweites der vier Geschwister hat nun Alfredo das große Los gezogen und fand eine Familie. Am 09.09. reiste er mit dem Flieger nach Deutschland und wurde von Frauchen und Herrchen in Empfang genommen. Die ersten Berichte sind vielversprechend und wir sind uns sicher, dass er sich in einigen Wochen zu dem wilden Feger entwickelt, als den wir ihn kennengelernt haben. Im Augenblick übt er sich in Zurückhaltung und will vermutlich den braven Hund mimen:.

Alfredo durfte am 09.09. sein Körbchen in 76359 Marxzell beziehen.

Lesen Sie selbst, wie die ersten Tage verlaufen sind, denn sein Adoptivfrauchen lässt uns teilhaben an seiner Lebensumstellung:

Alfredo – oder “es ist sooooo kalt hier”

1. Bericht:

Montag (Ankunftstag):

Die Heimfahrt hat wirklich gut geklappt. Nachdem wir festgestellt hatten, dass es hinten im Auto so nicht möglich war (er hat sich um die Haltestange des Gitters rumgewickelt) haben wir kurzerhand beschlossen, dass er vorne im Fußraum mitfahren darf. An Schlafen war nicht zu denken – wir kamen im Laufe des Tages gerade mal auf 2 Stunden. Der erste Besuch im Pflegeheim war ein durchschlagender Erfolg: ganz viele Streichelhände, die nach erstem vorsichtigen Beschnüffeln dann gerne angenommen werden.

1 großes Geschäft im Garten des Heims – großes Lob, und ein kleines Geschäft im Auto – kein bisschen Lob- außerdem musste der kleine Kerl alles, was er zu sich genommen hatte – Gott sei Dank nicht viel – sich nochmal durch den Kopf gehen lassen – ebenfalls im Auto. Außerdem 5 nette und 1 nicht so netten Nachbarshund kennengelernt.

Dienstag:

Gar kein Geschäft. Wir waren im Büro: richtiger Platz nicht auf der Decke nein: richtiger Platz ist unter dem Schreibtisch – Also jetzt Decke unter dem Schreibtisch (da liegt er auch jetzt). Im Büro würde mir derzeit kein Mensch glauben, dass der kleine Kerl noch keine aber auch gar keine Erziehung genossen hat – er ist wirklich ein Naturtalent!! Außerdem waren wir in der Hundepension – haben uns das angeguckt und sind auch gleich wieder zurück. Heimfahrt mit Auto – wieder schlecht (Würg).

Mittwoch:

Hat im Geschäft bereits alle Kollegen um die Pfoten gewickelt: Der ist ja soooo süß! Wieder kurz in der Hundepension – weiß noch nicht, was er davon halten soll, dann Straßenbahnfahren! Rein ging gut – drin liegen ging gut – raus war ganz schrecklich. (am liebsten nie wieder Straßenbahn!). Mittags dann zu Hause erleichtert (das erste Mal seit Montag) leider im Wohnzimmer: “Nein” und raus – dort den Drang, Wasser zu lassen, sofort vergessen. Also wieder rein – ach ja Wasserlassen. Und noch wieder “Nein” und wieder werde ich raus in den Regen geschickt – wer bitte soll bei so einem Wetter Pipi machen.

Donnerstag:

Heute wieder Frühspaziergang und: sämtliche Geschäfte unterwegs erledigt! : – ganz großes Kino – Riesen LOB! Dann wieder Straßenbahnfahren: einsteigen gut, drin hinlegen super gut – raus lieber nicht 2. Haltestelle: raustragen.

Allgemein: Irgendjemand hat auf Sardinien heimlich an der lockeren Leine gehen trainiert – er macht das seit dem Verlassen des Flughafens wirklich traumhaft. Was das Fressen angeht, ist es noch schwierig, etwas zu sagen. Ich weiß nicht, ob er schleckig ist oder noch zu aufgeregt und/oder zu unsicher- er frisst noch kaum was und wenn überhaupt erst nach reichlicher Überlegung. Toll sind schon mal Knochen und Schweineohren – was so normales Hundefutter angeht – eher noch nicht. Unterwegs ist er noch viel zu aufgeregt, um überhaupt etwas zu nehmen. Ansonsten ist er vor allem mit dem Verarbeiten der vielen neuen Eindrücke, Erlebnisse, Geräusche und Gerüche beschäftigt. Hatte ich bis vor vier Monaten noch einen schwarzen Schatten – so habe ich jetzt einen weißen. Er folgt mir überall hin. Übrigens: Unsere ersten Begegnungen mit diversem Federvieh verliefen mit erstaunlich wenig Interesse.

Was uns wohl erwartet, wenn alles etwas vertrauter wird?

Bilder werden auch noch geliefert – aber bei dem Sauwetter macht auch das Fotografieren nicht so viel Spaß und die Bilder sehn auch nicht so schön aus.

Viele liebe Grüße aus Karlsruhe / Marxzell Karin und Alfredo

PS: wenn der kleine Kerl weiter so zittert draußen, werde ich mir doch noch überlegen, ob ich ein Hundemäntelchen kaufe (ich will gar nicht sagen, was ich über diese Dinger bisher schon gelästert habe)

2. Bericht:

Am Freitag haben wir in einem der schönsten Naturschutzgebiete in der Nähe eine Wanderung gemacht. Leider hat sich die Sonne ziemlich rar gemacht, und so wurden die Bilder nicht ganz so hell wie es dem Tag eigentlich gerecht geworden wäre. Inzwischen kann der junge Mann unterwegs zeitweise entspannen, so dass man das Gefühl hat, dass er den Spaziergang richtig genießt. Und natürlich ist die Nase immer am Boden. Die meiste Zeit ist er aber doch noch auf “Hab Acht” Stellung.

Es gibt erfreuliche Nachrichten, was die Stubenreinheit angeht – 3 Tage hat er jetzt schon seine Geschäfte draußen erledigt (wobei er noch immer der Meinung ist, dass es völlig genügt, wenn man sich 2 x täglich erleichtert).

Das Wochenende haben wir natürlich besonders genossen und er genießt stundenlange Streicheleinheiten von mir – bei fremden, ja selbst bei meinem Mann ist er noch sehr zurückhaltend. Fressen tut er noch wenig aber immerhin etwas und heute Morgen hat er sogar einen Ansatz gemacht zum spielen – sich aber dann doch nicht getraut.

Ansonsten meistert er mutig alle gefährlichen Situationen, von denen es seiner Meinung nach viele gibt: Traktoren, große Wurzeln, Aufzüge, Bahnhofsunterführung u.v.a.m. Er folgt mir (oft unsicher und zögernd) überall hin. Was für so einen kleinen Kerl ja doch viel Mut erfordert. – Den Tierarztbesuch habe ich deshalb noch etwas vor mir her geschoben – aber das muss die Woche noch sein.

Mit Lieblingsleckerei geht schon “Sitz” gelegentlich auch “Platz”. Weiter sind wir noch nicht – aber wir haben ja auch noch viel Zeit – schließlich ist er ja erst eine Woche da – und selbst Politiker lässt man 100 Tage Zeit bis zur erster Bilanz- also wenn ich richtig gerechnet habe: 17.12.

Viele Grüße, Ihre Karin