Krankheiten
Krankheiten – Was muss ich wissen
Die folgenden Seiten haben wir den Themen Tiergesundheit und Krankheiten gewidmet. Als seriös arbeitender Tierschutzverein liegt uns selbstverständlich die Gesundheit unserer Tiere am Herzen, aber wir möchten auch verantwortungsvoll und ehrlich über mögliche Krankheiten informieren. Wir werden diese Seiten fortlaufend aktualisieren und immer wieder mit neuem Leben und Inhalten füllen.
Sollten Sie weitere Fragen oder Probleme haben, scheuen Sie sich nicht uns jederzeit zu kontaktieren.
Im Folgenden finden Sie Informationen über die zwei häufigsten Infektionskrankheiten von Katzen auf Sardinien – FIV (Katzenaids) und FeLV (Leukose).
FIV (Katzenaids)
Was versteht man unter FIV?
FIV steht für Felines Immundefizienz-Virus und führt bei Katzen zu einer Immunschwächekrankheit.
Das sogenannte Katzenaids findet man hauptsächlich unter unkastrierten Freigängern. Bei Territorialkämpfen kommt es häufig zu Biss- und Kratzverletzungen und dabei überträgt sich das Virus – wie das HIV-Virus beim Menschen – über das Blut. Bei der Paarung können sich Katzen ebenso infizieren. Das FIV-Virus befällt über die Blutbahn die weißen Blutkörperchen in den Lymphknoten der Katze. Ob und wann die Krankheit ausbricht, kann man nicht sagen. Oft können FIV infizierte Katzen normal leben und normal alt werden. Wenn die Krankheit aber ausbricht, breitet sie sich nach und nach im ganzen Körper aus. Die köpereigenen Abwehrkräfte brechen zusammen, das Immunsystem wird dadurch ausgeschaltet. Bakterien, Viren und Pilze haben nun leichtes Spiel und die Katzen sind Infektionen schutzlos ausgeliefert. Eigenschaften des Virus und Verlauf der Krankheit sind dem HIV, der Aidserkrankung beim Menschen, sehr ähnlich. Katzenaids kann nicht auf den Menschen übertragen werden!
Was sagt uns die Diagnose “FIV positiv”?
Ist ihre Katze FIV positiv, bedeutet dies erst einmal nur, dass die Katze Träger des Virus ist. Äußerlich kann man keine Unterschiede zur gesunden Katze erkennen. Infizierte Katzen können viele Jahre symptomfrei leben. Grundsätzlich ist die Diagnose Katzenaids also kein Grund, die Katze einzuschläfern. Der Ausbruch der Krankheit ist nicht zwingend und nicht vorhersehbar.
Natürlich sind infizierte Katzen durch die Schwächung ihres Immunsystems anfälliger für Erkrankungen. Darum ist es wichtig, die Katzen sofort zu behandeln, wenn die Erkrankung ausbricht. Oft sind es Entzündungen des Magen-Darm-Traktes oder der Schleimhäute, die die positiv getesteten Tieren belasten und einschränken. Aber auch Schnupfen, Fieber, Augenprobleme etc. sind häufige Begleiterscheinungen immunschwacher Tiere.
Was kann ich tun?
Es gibt bis heute keine Therapie, um die Katze zu heilen. Natürlich kann man die Abwehrkräfte der Katze mit Medikamenten unterstützen und bei auftretenden Infekten symptomatisch behandeln. Bakterielle Infektionen kann man oft sehr gut über eine Antibiose therapieren. Wichtig ist es daher, dass die Katze möglichst stressfrei lebt. Stress bedeutet aber für jede Katze etwas anderes. Die eine lebt gerne in einer Katzengruppe und ist eher gestresst, wenn sie den ganzen Tag alleine sein muss, eine andere Katze reagiert vielleicht gestresst, wenn sie mit Artgenossen auf engem Raum zusammenleben muss. Es gilt immer, für sein Tier zu überlegen, was das Beste für es ist.
In Deutschland ist eine Impfung gegen FIV derzeit nicht möglich. Man kann das Risiko der Übertragung minimieren, in dem man eine FIV pos. Katze kastrieren lässt. Nicht nur die Übertragung auf andere Tiere wird dadurch minimiert, das Tier empfindet auch weniger Stress, als wenn es rollig wird und sich Partner sucht.
Tierärzte empfehlen für infizierte Katzen keinen Kontakt zu gesunden Katzen. Wir kennen allerdings viele Haushalte, wo die FIV Erkrankung einer Katze erst viel später getestet wurde und deswegen die Gruppe nicht getrennt wurde. Dazu gibt es auch, wenn die Tiere sich verstehen und verträglich sind, keinen Grund. Kastrierte Tiere streiten weniger, können sich nicht fortpflanzen und den Virus dann auch nicht weitergeben.
Die meisten infizierten und erkrankten Katzen findet man in ländlichen Regionen, wo viele unkastrierte Katzen frei auf Höfen oder wild leben. Kastrierte Katzen findet man in diesen Regionen kaum, daher verbreitet sich das Virus unter frei lebenden Katzen wesentlich schneller.
Oft empfehlen Tierärzte, eine FIV positive Katze nur in der Wohnung zu halten. Grundsätzlich hat dies viele Vorteile, die Katze kann keine gesunde Katze anstecken und kann ohne Freigang besser kontrolliert werden und vor zusätzlichen Erkrankungen durch Freigang bei Wind und Wetter geschützt werden.
Wir wünschen uns für unsere FIV Katzen allerdings ein Zuhause mit Möglichkeit zum Freigang auf einer eingenetzten Terrasse, einem eingenetzten Balkon oder einem katzensicheren Garten. Auch das infizierte Tier soll sich in die Sonne legen und frische Luft schnuppern können.
FeLV (Leukose)
Was versteht man unter FeLV?
FeLV, Felines Leukämie-Virus, ist eine Infektionskrankheit und wird durch einen Virus verursacht. Man kennt es auch unter Katzenleukose.
Die Katzenleukose ist eine der häufigsten infektiösen Todesursachen der Katze. Weltweit kann sie Katzen jeden Alters infizieren. Zwischen dem Zeitpunkt der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung können Jahre vergehen.
Durch das Virus kommt es, ähnlich wie beim Katzenaids, zu einer Schwächung des Immunsystems. Leukose positive Katzen sind dann den verschiedensten Infektionen schutzlos ausgeliefert. Die Leukose ist also oft der Ausgangspunkt für andere, oft tödlich verlaufende Infektionskrankheit wie z.B. dem/der Katzenschnupfen oder – seuche.
Verschiedenste Krankheitserscheinungen gehen mit der Katzenleukose einher. Dazu gehören Lustlosigkeit, Fieber, plötzliche Abmagerung, blasse Schleimhäuten (Anämie), Zahnfleischentzündungen bis hin zu bösartigen Tumoren in Brusthöhle und Bauch (Leber, Niere, Darm). Auch hier kann es Jahre dauern, bis Symptome auftreten. Bricht die Krankheit aus, verläuft sie immer tödlich.
Viele Folgeerkrankungen der FeLV wie Durchfall, Erbrechen oder Niesen treten durch die geschwächte Immunabwehr auf und maskieren oft die eigentliche Ursache. Die Folgen liegen auf der Hand. Das betroffene Tier kränkelt vor sich hin, leidet möglicherweise an Schmerzen. Meist endet so eine “Neben”Erkrankung schließlich tödlich.
Ist die Katzenleukose erst einmal ausgebrochen, sterben infizierte Katzen in der Regel innerhalb von 3 Jahren.
Die Katzenleukose ist nicht auf den Menschen übertragbar!
Was sagt uns die Diagnose “FeLV positiv”?
Wenn die Diagnose FeLV positiv lautet, heißt dies nicht, dass die Katze sterben wird oder eingeschläfert werden muss! Eine Katze kann mit Leukose Monate oder Jahre leben.
Leukose-Katzen sind aber immer krankheitsanfälliger und bedürfen sogfältiger Beobachtung. Treten Symptome einer Infektion auf, muss sofort tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Oft stirbt die Katze an den Begleiterscheinungen, wenn nicht umgehend eine Behandlung eingeleitet wird.
Einige Katzen, die Kontakt mit dem Virus haben, entwickeln eine natürliche Immunität und erreichen ein normales Alter. In anderen Fällen ist das Virus nur eingekapselt, so dass bei Stress oder Krankheit die Viren aktiviert werden und so zum Ausbruch führen können. Die Gabe von Cortison wird zunehmend kritisch gewertet und als ein auslösender Faktor in Betracht gezogen!
Das Leukose-Virus kann außerhalb der Katze in der Umwelt nicht überleben, es ist empfindlich und verliert schnell seine Infektiosität.
Das Virus ist hochinfektiös und überträgt sich durch Speichel, Augen- und Nasensekret, Urin, Kot oder durch offene Stellen. Gesunde Katzen stecken sich schon beim gegenseitigen Beschnüffeln oder Belecken an. Auch über Fress- und Trinknäpfe oder Katzentoiletten kann sich eine gesunde Katze anstecken. Die Infektion ist auch von der Mutterkatze auf das ungeborene oder neugeborene Kätzchen möglich.
Nach dem Ableben einer Leukose-Katze wird oftmals eine Frist von 30 Tagen bis zur Neubesetzung empfohlen, um eine Ansteckung des Neuankömmlings sicher zu vermeiden. Zudem sollten Näpfe, Katzentoiletten, Spielzeug und Käfige entsorgt oder mit wirksamen Desinfektionsmitteln behandelt werden.
Was kann ich tun?
Aufgrund der sehr hohen Ansteckungsgefahr sollten FeLV-infizierte Katzen unbedingt von gesunden Katzen getrennt werden. Es gibt ausreichend erkrankte Katzen in der Vermittlung, die man zu seinem erkrankten Tier setzen kann, vorausgesetzt die Katze mag Gesellschaft.
Leider gibt es keine Therapie, die zu einer Heilung führt. Eine Behandlung gegen die Ursache der Erkrankung – das Virus – ist nicht möglich. Bestenfalls gelingt ein Zurückdrängen der Krankheitssymptome für eine gewisse Zeit. Die Verwendung von Virostatika (vermehrungshemmende Medikamente) kann zwar das Auftreten klinischer Erkrankungen hinauszögern, nicht aber das Virus beseitigen.
Die Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen und muss versuchen, die Leiden des Tieres zu lindern. Wenn der Krankheitsprozess noch nicht weit fortgeschritten ist und die Katze noch nicht leidet, können die Symptome kuriert und die Abwehrkraft der Katze gestärkt werden.
Chemotherapie und Bestrahlung können lebensverlängernd sein. Wir raten dennoch davon ab, da die Therapie starke Nebenwirkungen hat und die Behandlung sehr stressig für das Tier ist. Ob sich die wenigen durch die Behandlung gewonnenen zusätzlichen Monate, die man die Katze länger noch bei sich hat, gegenüber der oft qualvollen Behandlung der Katze lohnen, muss jeder selber entscheiden. Wir bitten an dieser Stelle im Sinne der Katze zu handeln, und nicht aus Angst vor einem Abschied das Leben der Katze durch diese belastende Maßnahmen zu verlängern. Ist man es dem Tier nicht schuldig, es nach einer schönen gemeinsam verbrachten Zeit vom Leid zu erlösen und ziehen zu lassen?
Darum sollte man versuchen, der Krankheit vorzubeugen.
Die sicherste Methode, die Infektion zu verhindern, ist die Schutzimpfung. Eine Impfung gegen FeLV ist sehr sicher und verleiht eine gute Immunität. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Impfstoff auch in der Lage ist, nicht nur vor Schwächung des Immunsystems sondern auch vor Tumorentwicklungen zu schützen. Sprechen Sie hier Ihren Tierarzt gezielt darauf an.
Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Injektionen im Abstand von 4 Wochen, sie wird erst ab der 9. Lebenswoche durchgeführt. Ein Jahr später wird die Grundimmunisierung durch die dritte Injektion vervollständigt. Wichtig ist, dass vor der Impfung ein Test auf Leukose durchgeführt wird. Eine Impfung einer bereits positiv getesteten Katze kann zum Ausbruch der Krankheit führen, da das Immunsystem durch die Impfung zunächst geschwächt wird.
Für “Freigänger” ist diese Impfung unbedingt zu empfehlen, Wohnungskatzen ohne Kontakt zu anderen Tieren sind weniger gefährdet.
Im Folgenden finden Sie Informationen über die häufigsten Darmparasiten bei Katzen und wie man diese behandeln kann.
Würmer
Hunde und Katzen werden häufig mit Rundwürmern, wie Spul- und Hakenwurm, befallen. Darüber hinaus können auch verschiedene Bandwurmarten Hunde und Katze infizieren.
Spulwürmer
Auch bei der Katze ist der Spulwurm der am häufigsten vorkommende Wurm. Bis zu 70% aller Katzen in Deutschland sind mit dem Parasiten infiziert. Bei Welpen kann die Rate noch wesentlich höher liegen. Auch hier erfolgt die Infektion durch orale Aufnahme von Spulwurmeiern bzw. -larven, die entweder direkt, über die Muttermilch oder über andere Wirte (z.B. Mäuse) aufgenommen werden.
Symptome
Anzeichen einer Wurminfektion können Müdigkeit und Appetitmangel, Entwicklungsdefizite und Abmagerung, aufgetriebener Bauch, Erbrechen (besonders nach Mahlzeiten), glanzloses Fell, Husten, nervöse Erscheinungen, mit Krämpfen oder Darmverschluss.
Hakenwürmer
Weitere Darmparasiten unserer Hunde und Katzen sind die Hakenwürmer. Die Infektion erfolgt entweder durch die orale Aufnahme der Larven oder indem sich die Larven durch die Haut des Hundes oder der Katze einbohren. Auch eine Infektion über die Muttermilch und durch den Verzehr von Mäusen ist möglich.
Wie lange wirkt eine Wurmkur eigentlich?
Wenn Sie Ihrem Hund oder Ihrer Katze eine Wurmkur geben, wirkt diese rund 24 Stunden lang. In dieser Zeit werden die Würmer und deren Entwicklungsstadien, die sich im Darm des Tieres befinden, abgetötet. Das heißt, Hund oder Katze haben nach rund 24 Stunden keine Würmer mehr in sich und scheiden keine ansteckenden Wurmeier mehr aus. Sie können sich dann aber direkt nach der Behandlung neu anstecken, indem sie aus dem Umfeld neue Wurmeier aufnehmen. Tun sie dies, dauert es einige Wochen, bis sich aus diesen Eiern im Darm des Tieres wieder neue Würmer entwickelt haben, die Eier legen, welche wieder ausgeschieden werden können. Bei Spulwürmern dauert dies rund 4 Wochen, bei Bandwürmern meist länger. Bei den eher selten vorkommenden Hakenwürmern können es auch weniger als 4 Wochen sein. Das heißt, eine Wurmkur wirkt rund 24 Stunden lang und das Tier kann sich sofort am Tag nach der Entwurmung wieder anstecken. Erwachsene Würmer und ansteckende Eier befinden sich aber erst nach einigen Wochen wieder im Darm bzw. Kot des Tieres. Wichtig zu wissen: Es geht nicht unbedingt darum, ein Tier immer komplett wurmfrei zu haben. Vor allem ist es Ziel, dass man einen Wurmbefall stoppt, bevor er zu stark wird und dem Tier schadet, und eine Ausscheidung ansteckender Eier gering zu halten. Bei normalem Infektionsrisiko sind dafür 4 Entwurmungen im Jahr im Abstand von jeweils 3 Monaten empfohlen.
Empfehlung der ESCAAP Deutschland (August 2013)
Im Folgenden finden Sie Informationen über sonstige Kranheiten, die bei Katzen auftreten können, und wie man diese behandeln kann.
Feline Ataxie
Was ist eine Ataxie?
Bei Ataxie (von griechisch: ataxia, “Unordnung” oder “ohne Ordnung”) handelt es sich um einen Oberbegriff für verschiedene Koordinationsstörungen der Bewegungsabläufe. In der Medizin bezeichnet Ataxie ein fehlerhaftes Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen bei der Ausführung von Bewegungen.
Es gibt zahlreiche Ursachen für solche Störungen, von Feliner Ataxie spricht man in der Regel jedoch nur bei neurologischen Problemen. Ausgelöst werden diese meist durch Erkrankungen oder Verletzungen, die die an der Bewegungssteuerung beteiligten Organsysteme des Nervensystems schädigen.
Als Folge können die Bewegungen vom Gehirn nicht oder nicht mehr gesteuert werden, das heißt zielgerichtete Bewegungen fallen schwer oder sind nicht möglich. Dies kann sich unter anderem auf das Gleichgewicht auswirken, so dass die Betroffenen bei der Fortbewegung schwanken oder sogar umfallen können. Ebenso typisch sind ein allgemein ungeordneter Bewegungsablauf, überschießende Extremitätenbewegungen und unsicheres Stehen.
Eine Ataxie kann ihre Ursachen im zentralen oder peripheren Nervensystem haben, auf genetischen Defekten beruhen, infektiöse Ursachen haben oder im Laufe des Lebens auch aus den verschiedensten andern Gründen ausgelöst werden. Häufigster Grund von Ataxien sind Schädigungen von Nervenzellen im Zentralnervensystem (ZNS), vor allem im Rückenmark (Medulla spinalis) oder Kleinhirn (Cerebellum). Dieses ist für die Verschaltung der sensiblen Informationen aus dem Rückenmark, der Informationen des Gleichgewichtsorgans und der übrigen Sinneseindrücke und deren Umsetzung in motorische Bewegungsabläufe zuständig, also die Planung, Koordination und Feinabstimmung von Bewegungen.
Formen
Typische Bewegungsmuster bei Ataxie
Als typische Bewegungen bei Ataxie fallen Augenzittern (Nystagmus), Kopfzittern (Tremor), Schiefhaltungen des Kopfes sowie ein abnormer, breiter oder steifer, tapsiger oder torkeliger (ataktischer) Gang und Lähmungen der Vor- oder Nachhand auf. Die Bewegungen der Vorderbeine können weit nach vorne greifende, übermäßig gesteckte Bewegungen zeigen, während die Hinterbeine im Bogen nach vorne geführt werden. Einige Katzen verlieren ihr Gleichgewicht und fallen zu einer Seite, nach vorne oder nach hinten um. Es können Wahrnehmungsprobleme, Bewusstseinsstörungen oder eine falsche Abmessung von Zielbewegungen (Dysmetrie) auftreten.
Katzen mit Ataxie haben zudem häufig Probleme beim Fokussieren von Gegenständen, z. B. kann der Abstand zum Futter, Spielobjekt o. ä. nicht richtig eingeschätzt werden. Ataxie-Katzen sind oft geräuschempfindlich und erschrecken schnell. Ihre Routine ist ihnen oft wichtig, manche reagieren sogar panisch bei Veränderungen.
Die Formen/Typen von Ataxie
Die Ursache einer Ataxie sind Störungen im motorischen System des Gehirns, im peripheren Nervensystem oder im Rückenmark. Die Formen bzw. Typen von Ataxie werden je nach Lokalisation der zugrunde liegenden Erkrankung unterschieden. Im Folgenden sind die häufigsten Typen von Ataxie bei Katzen beschrieben.
Cerebelläre Ataxie (Kleinhirnataxie)
Schäden oder Erkrankungen des Kleinhirns (Cerebellum) sind die häufigste Ursache von Ataxien.
Das Kleinhirn ist eine Region des Gehirns, welche an der Kontrolle von Balance und Koordination beteiligt ist. Hier werden die Informationen aus dem Rückenmark, der Gleichgewichtsorgane und der übrigen Sinneswahrnehmungen zusammengeführt und in motorische Bewegungsabläufe umgesetzt. Das heißt, über das Kleinhirn erfolgt die Planung, Koordination und Feinabstimmung von Bewegungen.
Kommt es im Kleinhirn aufgrund einer Störung zu Einschränkungen, zeigen sich die typischen Bewegungsformen der Kleinhirnataxie: Betroffene Katzen stehen und gehen oft mit weit gespreizten Beinen und laufen in einer Art “staksiger Gang”, die Bewegungen sind ruckartig, wackelig und unkoordiniert, Augenzittern (Nystagmus) und Kopfzittern (Tremor) sind zu beobachten. Der Ablauf von Schrittfolgen ist ungleichmäßig, die Katze stolpert häufig und stürzt mehr oder weniger oft. Zudem kommt es zu sogenannten Dysmetrien: Dies bezeichnet die Unfähigkeit, die Entfernung, Schnelligkeit und Kraft einer Zielbewegung richtig einzuschätzen. Katzen mit Kleinhirnschaden fällt es daher zum Beispiel schwer, ihre Sprünge genau zu kalkulieren.
Auslöser für Kleinhirnataxie sind meist Tumore, Vergiftungen oder eine Hirn-Athrophie (“Gewebsschwund”). Ebenso können Schäden am Kleinhirn aufgrund von Unfällen oder Misshandlungen auftreten. Besonders häufig liegt jedoch eine Cerebelläre Hypoplasie vor: Dies bezeichnet eine Unterentwicklung des Kleinhirns von Geburt an. Auslöser sind z. B. Infektionen noch im Mutterleib der Katze. Insbesondere diese Form der Erkrankung ist nicht progressiv, d. h. sie verschlechtert sich nicht. Die betroffenen Katzen können mit der Zeit sogar ihre Einschränkungen durch Übung und Training teilweise kompensieren.
Sensorische/Sensible Ataxie
Die Sensorische (oder auch Sensible) Ataxie hat ihre Ursache in einem Schaden des Rückenmarks oder der peripheren Nerven, welche an der Erkennung der Extremitäten beteiligt sind. In manchen Fällen liegt der Grund einer Sensorischen Ataxie auch in einer Fehlfunktion im Zusammenspiel verschiedener Teile des Gehirns, die Lageinformation der Extremitäten verarbeiten. Das Gehirn erhält nicht die richtige Information über die Lage der Beine und anderer Körperteile im Raum, da die über das Rückenmark ankommenden sensiblen Informationen aus den peripheren sensiblen Nerven, Gelenken und Muskeln fehlen. Diese sind aber für die Feinabstimmung der gezielten motorischen Bewegung erforderlich.
Betroffene Katzen stehen und gehen mit weit gespreizten Beinen. Durch die Gesamtheit verschiedener Probleme hinsichtlich der Zusammenarbeit von Nerven und Muskeln sind die betroffenen Katzen häufig sehr schwach – ein Muskelaufbau kann nur sehr schwer erfolgen. Die Ataxie führt zu Bewegungen falschen Ausmaßes, zu überschießend-ausfahrenden Bewegungen (Hypermetrie) oder zu unflüssig-verwackelten Bewegungen (Asynergie).
Häufige Auslöser einer sensorischen Ataxie, sind Trauma-Ereignisse wie Quetschungen des Rückenmarks oder anderweitig ausgelöste Deformation der Wirbelsäule, z. B. deformierend degenerative Gelenkerkrankungen. Die “oberflächennahen” Nervenbahnen des Rückenmarks, die Hinterstrangbahnen, erleiden hierbei zwangsläufig den stärksten Schaden. Oft kommt es dann zu einer Spinalen Ataxie.
Die Spinale (oder auch Afferente) Ataxie ist eine häufige Unterform der Sensorischen Ataxie. Sie tritt aufgrund von Erkrankungen oder Schädigungen der Hinterstrangbahnen des Rückenmarks auf, welche die Muskulatur der Gliedmaßen mit dem Kleinhirn verbinden.
Vestibuläre Ataxie
Zu einer Vestibulären (“den Gleichgewichtssinn betreffenden”) Ataxie kommt es nach einer Schädigung des Gleichgewichtsorgans. Das vestibuläre System ist Grundlage für die Kontrolle der Balance und leitet außerdem Informationen an das Kleinhirn.
Bei einer Vestibulären Ataxie ist eine typische Schiefhaltung des Kopfes und häufig auch ein Augenzittern zu beobachten. Betroffene Katzen laufen häufig im Kreis und kippen zu einer Seite um. Übelkeit und Erbrechen können auftreten.
Ursache von Vestibulären Ataxien sind z.B. bei Erkrankungen des Innenohrs (z. B. bei Entzündungen) oder der Nerven, welche das Innenohr mit dem Gehirn verbinden.
Sonstige Ataxie-Typen
Weniger häufig bzw. bei Katzen kaum erforscht sind Ataxien aufgrund von Großhirndefekten (Zerebrale Ataxie) oder zahlreicher, aber gleichzeitig sehr seltener, genetisch bedingter Erkrankungen (Hereditäre Ataxie).
Die Auslöser
Es gibt zahlreiche Auslöser für Ataxie, in der Hauptsache Schäden am Zentralen Nervensystem (ZNS), welche aus unterschiedlichen Ursachen heraus entstehen. Man kann diese in folgende Bereiche unterteilen:
Entwicklungsstörungen
- Virus-Erkrankungen: Kommt die Mutter während der Trächtigkeit mit dem Feline Parvovirus (FPV, Katzenseuche)* in Kontakt (durch Infektion, aber z. B. auch bei einer Impfung gegen FPV mit Lebendimpfstoff), können ihre Babys im Mutterleib mit FPV infiziert werden. Sterben sie nicht an dieser Erkrankung, können sie durch Schädigungen vor allem am Kleinhirn unter anderem auch Ataxie ausbilden. Dies wird meist erst bemerkt, wenn die Kleinen nach ca. 2-3 Wochen zu laufen beginnen. Ähnliche Auswirkungen hat z. B. der sogenannte Katzenschnupfen, also Infektionen z. B. mit dem Felinen Herpesvirus oder Felinen Calicivirus.
- Vergiftungen: Auch der Kontakt des Mutter- oder Jungtiers mit Toxinen kann zu Schäden am ZNS und damit zu einer Ataxie führen. Beispiel hierfür sind Griseofulvin-Behandlungen gegen Pilzinfektionen.
*Feline Parvovirus (FPV) ist der Erreger der sogenannten Katzenseuche, einer Krankheit, die vor allem bei Jungkatzen zwischen zwei und sechs Monaten am stärksten auswirkt und eine hohe Sterberate zur Folge hat.
Stoffwechselprobleme & Mangelerscheinungen
- Stoffwechselprobleme: Probleme mit dem Stoffwechsel können die Funktion des zentralen Nervensystems negativ beeinflussen oder stören und eine Ataxie begünstigen. Beispiele dieser eher seltenen Auslöser sind Diabetes mellitus, Hypoglykämie, ein niedriger Calcium- Blutspiegel oder ein niedriger Blutzuckerspiegel. Junge Katzen sind z. B. sehr anfällig für einen niedrigen Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie),
- Mangelerscheinungen: Mangelernährung kann zu Unterversorgung führen, die eine Ataxie auslöst. Ein typisches Beispiel ist der Thiamin-Mangel.
Erbkrankheiten
- Genetisch bedingte Erkrankungen: Selten treten Erbkrankheiten auf, die zu Ataxie führen. Die Lysosomale Speicherkrankheiten (LSK), eine genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung, zählt u. a. dazu. Der Defekt hat eine verringerte Aktivität eines auch den Stoffwechsel des Nervensystems betreffenden Enzyms zur Folge.
Spätere Schädigungen
- Gewalteinwirkungen durch Unfälle oder Misshandlungen: Alle Katzen können durch einen Unfall oder durch Misshandlungen eine Ataxie ausbilden. Eine starke Gewalteinwirkung auf den Kopf reicht zum Beispiel bereits aus.
- Degenerative ZNS-Erkrankungen: Die Ataxie kann auch ein Symptom von seltenen und fortschreitenden Erkrankungen des zentralen Nervensystems sein. Hierzu zählen unter anderem Wirbelsäulen-Deformationen oder entzündlich-degenerativen Prozesse des ZNS. Hierbei kommt es zu einem allmählich fortschreitenden Funktionsverlust von bestimmten Teilen des Nervensystems.
- Weitere Ursachen: Bei zahlreichen weiteren neurologische Krankheiten, wie z. B. Kleinhirninfarkten oder Kleinhirntumoren, kann Ataxie als Krankheitssymptom auftreten.
Sonstige Ursachen
- Nichtneurologische Ataxie: Eine Reihe weiterer gestörter Bewegungskoordination, die nicht auf neurologischen Störungen basieren, werden im medizinischen Sinne ebenfalls als Ataxie bezeichnet. Diese können z. B. durch Mangelzustände, orthopädische oder muskuläre Problemen ausgelöst werden. Von Feliner Ataxie spricht man in der Regel jedoch nur bei neurologischen Problemen, daher gehen wir auf diese Formen von Ataxie hier nicht weiter ein.
Die Diagnose
Von den Bewegungen einer Ataxie-Katze kann man, auf den Ort der ZNS-Schädigung schließen. Da jede Schädigung ihre spezifischen Bewegungsmuster zur Folge hat (siehe “Formen/Typen von Ataxie”), kann sie von einem erfahrenen Tierarzt oder interessierten Laien relativ gut lokalisiert werden. Differentialdiagnostisch sind die Formen der Ataxie jedoch so nicht immer klar voneinander abzugrenzen, hierzu sind weitergehende Untersuchungen erforderlich.
Für die genaue Feststellung von Grad und Ursache der Schädigung stehen EEG (Gehirnstrommessung), EMG (Muskelstrommessung), Röntgen, CT (Computertomographie), MRT (Magnetresonanztomographie) und selbstverständlich die Untersuchung auf Krankheitserreger z. B. FPV bzw. deren Antikörper zur Verfügung.
Meist kann bereits die Klärung von Herkunft und bisheriger Lebensgeschichte einer Ataxie-Katze einen ausreichenden Anhaltspunkt geben, wo die Störung ihre Ursache hat. Hier ist z. B. zu klären, ob die Mutterkatze während der Trächtigkeit Giftstoffen ausgesetzt war, geimpft, erkrankt und/oder anderweitig tierärztlich behandelt wurde. Vielleicht kam es auch zu einer Mangelernährung oder Vergiftung des Jungtieres? Weiterhin sind traumatische Ereignisse, wie Unfälle, Stürze oder auch Misshandlungen, häufig Auslöser von Schäden am ZNS.
Weitergehende Untersuchungen können über Blut- und Urintests erfolgen, die ebenso wie spezielle Augen-Untersuchungen bei der Diagnose von z. B. Infektionskrankheiten hilfreich sind. Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen können ebenfalls bestimmte Ataxie-auslösende Krankheitsbilder identifizieren. Spezielle Untersuchungen wie eine CSF-Analyse (Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) oder ein MRT stehen ebenfalls zur Verfügung.
In jedem Fall sollte abgewogen werden, inwieweit einen genaue Ursachenfeststellung sinnvoll ist und ob diese z. B. für eine Therapie notwendig sind.
Die Prognose einer Ataxie-Diagnose variiert je nach auslösender Erkrankung enorm. Obwohl es viele schwere und unheilbare Ursachen für eine Ataxie gibt, treten häufig Krankheitsformen auf, die trotzdem eine gute Lebensqualität der betroffenen Katze erlauben. Ein häufiges Beispiel hierfür ist die Cerebelläre Ataxie. Somit ist es wichtig, eine ausreichend differenzierte Diagnose zu stellen, die es ermöglicht, den Katzenhalter über den Verlauf, Prognose und Therapiemöglichkeiten der auslösenden Erkrankung zu beraten.
Die Prognose
Ataxiekatzen leiden bei artgerechter Haltung nicht, sie nehmen ihre Behinderung offenbar nicht als solche wahr.
Nicht einfach einschläfern!
Nicht die Ataxie bringt die Katze um ihr Leben, sondern die noch weit verbreitete Unkenntnis der Menschen über diese Behinderung. Oft genug werden die scheinbar “schwerbehinderten” Katzen von ihrem vermeintlichen Leiden bereits im Kittenalter “erlöst”. Doch gerade die häufigste Form von Ataxie bei Katzen, die Cerebelläre Ataxie, verläuft als Erkrankung nicht progressiv, d. h. sie verschlechtert sich nicht. Katzen mit Ataxie nehmen ihre Behinderung nicht als solche wahr und leiden bei artgerechter Haltung nicht darunter. Ganz im Gegenteil: Eine Ataxie-Katze kann ein langes und vor allem schönes Leben mit nur wenigen Einschränkungen haben.
Normale Lebenserwartung
Kommen keine weiteren ernst zu nehmenden Erkrankungen hinzu, kann eine Ataxiekatze lange und vor allem gut leben. Wie viele Ataxiekatzenhalter belegen, findet in dem meisten Fällen über Jahre eine Verbesserung der Symptome statt. Die betroffenen Katzen können mit der Zeit sogar ihre Einschränkungen durch Übung und Training teilweise kompensieren. Oft gibt es eine erste schnelle Verbesserung mit dem Wechsel vom Tierheim in ein liebevolles Zuhause, wo die Ataxie-Katze wesentlich individueller betreut werden kann. Häufig ist es z. B. möglich, noch funktionierende Gehirnareale zu fördern, so dass ggf. fehlende Fähigkeiten durch andere Gehirnzellen (Gehirnteile) mit übernommen werden können.
Achtung: Verschlimmert sich der Zustand, liegt das meistens an anderen Erkrankungen, wie Wirbelsäulen-Deformationen oder entzündlich-degenerativen Prozessen des ZNS. Die Ataxie kann auch ein Symptom der seltenen aber fortschreitenden Erkrankung des zentralen Nervensystems sein, dies sollte im Zweifelsfall differenzialdiagnostisch abgeklärt werden. Auch Begleiterscheinungen, wie eine Epilepsie, können zu einer Verschlechterung des Zustandes führen, da bei Krampfanfällen eine Sauerstoffunterversorgung auftritt, welche wiederum zum Untergang von Nervenzellen führen kann.
Besondere Risiken?
Bei medizinischen Fragen im Umgang mit Ataxiekatzen fehlt oft auch Tierärzten die Erfahrung z. B. bei Impf- und Narkoserisiken, in diesem Bereich bestehen noch große Forschungsdefizite.
Impfprobleme
Inwieweit und wie oft Katzen geimpft werden müssen oder sollen, ist allgemein umstritten und sollte von jedem Katzenhalter individuell entschieden werden. Bei Katzen mit Ataxie kommen jedoch einige besondere Risiken hinzu, die berücksichtigt werden sollten.
Man unterscheidet im wesentlichen Lebend- und Totimpfstoffe.
Ataxiekatzen haben oft eine verminderten Leukozytenzahl und daher einer gewisse Immunschwäche. Lebendimpfstoffe sind daher in der Regel ungeeignet, da diese einen Krankheitsschub verursachen können, statt den gewünschten Schutz aufzubauen. Ein Beispiel hierfür ist die Impfung gegen Katzenseuche, bei der meist ein Lebendimpfstoff verwendet wird.
Die in dieser Hinsicht unproblematischen Totimpfstoffe enthalten jedoch häufig chemische Zusatzstoffe, sogenannte “Adjuvantien”. Diese können insbesondere bei Katzen mit bestehenden Schäden am Zentralen Nervensystem zu erheblichen Nebenwirkungen führen. Adjuvansfreie Produkte bieten sich hier als Alternative an.
Einige Impfstoffe, z. B. gegen Tollwuterkrankungen, sind nicht ohne Adjuvantien erhältlich – hier ist die Notwendigkeit einer Impfung besonders genau abzuwägen.
Narkoserisiko
Die Auswirkungen einer Narkose auf das angegriffene Zentrale Nervensystem sind schwer abzuschätzen. Dies sollte berücksichtig werden, wenn eine Operation ansteht. Es gibt seltene Fälle, bei denen die Ataxie nach dem Eingriff zunimmt bzw. sogar epileptische Anfälle folgen. Diese Narkosefolgen sind häufig reversibel (umkehrbar), können jedoch leider auch dauerhaft bestehen bleiben.
Für Katzen mit Ataxie empfiehlt sich die Inhalationsnarkose
Eine Inhalationsnarkose kann nicht nur individueller als eine Injektionsnarkose dosiert werden, sondern im Notfall auch schneller abgebrochen werden. In so einem Fall wird der Gashahn zugedreht und der Katze Sauerstoff gegeben.
Wie läuft eine Inhalationsnarkose ab?
Zuerst wird der Katze eine Venenverweilkanüle aus Kunststoff gelegt, über die ihr dann ein leichtes Narkosemittel gespritzt wird, die Narkoseeinleitung. Sobald die Katze tief schläft, bekommt sie den Tubus (Beatmungsschlauch) in die Luftröhre geschoben und ein Gemisch aus Narkosegas und Sauerstoff verabreicht. Die Inhalationsnarkose ist sehr gut steuerbar, da Narkosegas sehr schnell abgeatmet wird. Durch die exakte und gezielte Dosierung ist die Narkoselänge und -tiefe gut zu bestimmen. Als Narkosemittel bietet sich eine Isofluran- oder Desfluran-Inhalationsnarkose an, wobei Isofluran meistens das Mittel der Wahl ist. Durch die deutlich kürzere Aufwachzeit wird zudem der Kreislauf weniger belastet.
Grundsätzlich sollte man jedoch die richtige Narkoseart immer mit dem Tierarzt besprechen, da bei jeder Katze individuell entschieden werden muss. Beispielsweise ist bei kurzen Eingriffen wie einer Katerkastration meist die Injektionsnarkose empfehlenswerter. Wird der Eingriff mit einer weiteren Behandlung kombiniert, also insgesamt ein längerer Eingriff, kann wieder die Inhalationsnarkose die besser Wahl sein.
Kastration trotz Narkoserisiko
Bei Ataxie-Katzen ist eine Kastration von Bedeutung und wir raten in der Regel dazu. Die Erfahrungen zeigen auch, dass unkastrierte Ataxisten häufig eine Tendenz zur Unsauberkeit zeigen. Trotz des Risikos, das ein solcher Eingriff mit sich bringt, überwiegen am Ende die Vorteile für ein entspanntes Zusammenleben, auch im Interesse des Tierschutzes.
Die Haltung
Katzen mit Ataxie sind in der Regel nicht krank oder besonders betreuungsbedürftig. Trotzdem müssen bei ihrer Haltung eine Reihe von Besonderheiten beachtet werden.
Wie stark man die Haltungsbedingungen an die Ataxisten anpassen muss, hängt von der Ausprägung der Symptome ab. Es gibt unter den Wackelkatzen auch solche, die nicht allein aufs Klo gehen können, von Hand gefüttert werden und Windeln tragen müssen.
Eingeschränkter Freilauf
Ataxiekatzen sollten keinen ungesicherten Freilauf bekommen. Zum einen wegen der erhöhten Unfallgefahr und des teilweise erhöhten Krankheitsrisikos, z.B. bei Katzen, die eine Immunschwäche aufgrund einer ataxieauslösenden Viruserkrankung haben, zum anderen sind sie gegenüber gesunden Katzen körperlich deutlich benachteiligt (Revierkämpfe). Durch die unglaubliche Zutraulichkeit vieler Ataxisten sind sie leichte Beute für Hunde und Wildtiere – ganz zu schweigen von den üblichen Gefahren eines Freiganges, die nun doppelt so gefährlich werden.
Wohnungseinrichtung
Hier ist die individuelle Ausprägung der Symptome maßgeblich. Die geeignete Einrichtung muss für jede Katze individuell bedacht werden. Einige Beispiele:
- Katzentoilette: Durch eine Haube, hohe Seitenränder oder Zimmerwände kann der Klogang und vor allem das Scharren erleichtert werden, da sich die Katzen abstützen können. Kommt die Katze durch ihre Ataxie nicht über den Einstig, braucht sie eine individuelle Lösung, z. B. ein großes Kunstoff-Hundekörbchen – es hat hohe Seitenränder, ist geräumig und hat einen niedrigeren Einstieg als eine Katzentoilette. Beim Toilettengang können kleinere Missgeschicke passieren, so dass man den Po oder die Ballen feucht abwischen muss.
- Futternapf: Einigen Ataxisten fällt es schwer, den Kopf bis zum Napf am Boden zu neigen, ohne dabei umzufallen. Ein erhöhter Napf und Wasserschale kann Abhilfe verschaffen.
- Absichern: Ataxiekatzen können meist irgendwo hoch klettern, drohen aber durch den Gleichgewichtsverlust und ihre Unerschrockenheit beim Abstieg herunterzufallen und können sich dabei verletzen. Daher darf z. B. ein Kratzbaum nicht allzu hoch sein oder eine Spezialanfertigung muss her. Treppen müssen abgesichert werden. Der Boden vor Betten, Sofas, und anderen Gegenständen, auf denen sich die Katzen gern aufhalten, kann mit Teppichen ausgelegt werden, damit sie sich beim Heruntersteigen/-fallen nicht verletzen.
Zusammenleben mit anderen Katzen
Die Gesellschaft von gesunden Katzen bringt eine positiven Lern- und Trainingseffekte mit sich, Ataxiekatzen profitieren davon. Beim Zusammenleben von Ataxisten mit gesunden Katzen gibt es nichts Besonderes zu beachten. Hier kommt es, wie sonst auch, auf den Charakter der beteiligten Tiere an.
Quelle: Feline Senses – Lebensfreude für Katzen mit Ataxie e.V. (www.ataxiekatzen.de)
FORL – Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen
Was sind FORL?
FORL steht für Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen an den Zähnen.
Diese Zahnerkrankung zählt zu den schmerzhaftesten Erkrankungen der Katze. Sie ist weit verbreitet und betrifft beinah jede dritte Katze, bei älteren Tieren ab 5 Jahren sogar jede zweite Katze.
Bei FORL greift der Körper die eigenen Zähne an!
Einen Grund der Erkrankung konnte man bisher nicht klar ausmachen. Verschiedene Faktoren stehen im Gespräch
- chronische Entzündungen des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch, Wurzelzement, Kieferknochen und Parodontalfasern)
- Viren, Abweichungen in der Immunantwort, mechanischer Stress
- Favorisiert wird aber vor allem eine Störung im Calciumhaushalt
Während man sich bei der Ursache noch nicht im Klaren ist, kennen wir aber die Entstehungsweise. Bei der Erkrankung kommt es zu einer Aktivierung der körpereigenen Zellen, die aktiv Zahnhartsubstanzen (Zement, Dentin oder Schmelz) auflösen. Es beginnt mit der Auflösung von Wurzelanteilen und ist daher dem Auge des Betrachters nicht zugänglich. Dort entstehen Löcher, die immer tiefer in die Zahnwand reichen und größer werden. Da dieser Prozess immer weiter geht, wird der Zahn brühig und bricht schließlich auch ab.
Die messerscharfen Abbruchkanten und -spitzen schneiden oder stechen in das Zahnfleisch, die Zunge und die Mundschleimhaut. Schmerzhafte Entzündungen und Gewebewucherungen sind die Folge.
Danach lösen sich die Zahnhartsubstanzen auf, welche dann im späteren Verlauf auch die Zahnkrone betrifft. Erst im letzten Stadium findet man gut sichtbare riesige Defekte an der Zahnkrone; kleinere Defekte werden dagegen durch das entzündliche Zahnfleisch oder aber Zahnstein oft verschleiert.
Tatsächlich scheint eine Art Autoimmunkrankheit hinter FORL zu stecken. Es bedeutet, dass das körpereigene Abwehrsystem Körperzellen oder Gewebe angreift, anstatt sich gegen Krankheitserreger zu wenden oder Schadstoffe zu eliminieren. Autoimmunerkrankungen stellen die Wissenschaft trotz intensiver Forschung immer noch vor große Rätsel.
Wie äußern sich nun FORL?
Zu Beginn sind die Tiere meistens völlig unauffällig. Kein Hinweis auf die beginnenden Auflösungserscheinungen im Wurzelbereich. Wenn dieser Defekt allerdings Kontakt zur Mundhöhle und damit zur Mundhöhlenflora mit allen Bakterien bekommt, entsteht die extreme Schmerzhaftigkeit der Erkrankung. Der Zahnnerv bleibt hierbei ohne nennenswerte Abwehrreaktion. Bei Karies, zum Beispiel, versucht der Zahn durch die Bildung von Dentin sich vom einbrechenden Reiz zu befreien. Bei FORL wird der Nerv vom Angriff überrascht und steht plötzlich im Freien.
Dass Zahnschmerzen mit zu den unangenehmsten Scherzen gehört, hat meist jeder schon am eigenen Leib erfahren dürfen. Dramatisch ist nun, dass zumeist ja nicht nur ein Zahn von der FORL-Problematik betroffen ist und es somit zu einer Multiplikation der Schmerzen kommt.
Wie sind die Symptome?
Die Erkennung der Symptome ist nicht ganz einfach, da diese häufig unspezifisch sind bzw. den Unerfahrenen nicht auf die Fährte der eigentlichen Erkrankung führen. Hierzu gehören in unterschiedlicher Kombination
- Änderung des Verhaltens bei der Futteraufnahme
- Wechsel von Hart- zu Weichfutter oder umgekehrt
- Wiederfallenlassen des Futters,
- Aufschreien beim Fressen, vor dem Futter sitzen aber nichts oder nur wenig aufnehmen
- Mundgeruch
- Vermehrtes Speicheln
- Zähneknirschen
- Kopfschieflegen und viele andere mehr
In der Mundhöhle zeigen sich folgende Symptome:
- Zahnfleischentzündung von geringgradig bis hochgradig die Krone zum Teil bedeckendes, anscheinend “hochwachsendes” Zahnfleisch
- Zahnkronendefekte
- Fehlende Zähne; meist nicht wirklich fehlend, sondern im Bereich des Zahnhalses abgebrochen. Es bleibt eine Schleimhauterhebung mit variierendem Entzündungsgrad.
FORL Typen
Man unterscheidet grundsätzlich 2 Typen von FORL:
FORL Typ 1 entsteht meist zusammen mit Entzündungen der Mundhöhlenschleimhaut (Stomatitis) und des Zahnhalteapparats (Parodontitis), häufig verbunden mit Zahnbelag und Zahnstein. Bei diesem Typ finden, neben der Veränderung an den Zähnen, auch Abbauvorgänge an den Zahnfächern statt. Der Bereich der Zahnkrone ist in der Regel nicht betroffen, die Zahnfleischfurche bleibt, in Richtung Zahnwurzel, der Läsion erhalten.
Das Zahnfleisch ist stark gerötet, ödematisiert und eventuell treten Zubildungen des Zahnfleisches auf. Die eigentlichen Läsionen am Zahnhals sind daher meist nicht sichtbar. Die Diagnose kann anhand einer Sondierung der Zahnfleischfurche und der Anfertigung einer Röntgenaufnahme gestellt werden. Letztere zeigt einen Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel.
FORL-Typ-2-Läsionen entstehen zunächst ohne entzündliche Beteiligung, obwohl im weiteren Verlauf eine Parodontitis entstehen kann. Der Zahnabbau findet ohne einen Umbau des Zahnfachs statt. Durch Umbauvorgänge und Verwachsungen geht die Zahnfleischfurche verloren. Im Gegensatz zum Typ 1 finden sich in der Regel auch Reparaturvorgänge mit Ablagerung von Ersatzgewebe.
Bei dieser Form erscheinen klinisch daher die Zähne zunächst gesund und allenfalls kleine, örtlich begrenzte Zahnfleischentzündungen sind sichtbar. Erst mit der weiteren Aushöhlung des Zahns und eventuellen Ausbrüchen der Zahnkrone werden die Prozesse sichtbar. Bei der Röntgenuntersuchung ist der Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel sichtbar. Die Zahnfleischfurche lässt sich nicht sondieren.
Behandlung von FORL
Da die Erkrankung im Wurzelbereich beginnt, sind Füllungen im Kronenbereich zur Erhaltung solcher Zähne völlig zwecklos. Das Fortschreiten kann hierüber nicht verhindert werden.
Die derzeit beste Behandlungsmöglichkeit besteht in der vollständigen Entfernung dieser Zähne inklusive aller Wurzelanteile. Lediglich in bestimmten Fällen von Typ 2, also bei entzündungsfreiem Ersatz der aufgelösten Wurzelsubstanz, kann mittels einer so genannten Kronenamputation die Krone im Bereich des oberen Wurzeldrittels entfernt und die Schleimhaut darüber mittels Naht verschlossen werden. Einem solchen Vorgehen müssen sich röntgenologische Nachkontrollen anschließen, um im Falle einer Infektion des Geschehens die Reste der Wurzel zu entfernen.
Leider handelt es sich bei der Behandlung von FORL nicht um eine wirkliche Heilung, da nicht der gesunde Ausgangszustand wieder hergestellt werden kann. Sie stellt im Moment jedoch die einzige Möglichkeit dar, wieder ein schmerzfreies Leben mit guter Lebensqualität zu ermöglichen.
Futter kann auch bei stark reduzierter Zahnanzahl oder bei völliger Zahnlosigkeit von der Katze gut aufgenommen werden oder zumindest wesentlich einfacher und schmerzfreier, als wenn FORL-Defekte weiter bestünden.
Auf eine gut geführte Narkose, am besten Inhalationsnarkose, sollte geachtet werden, da die Entfernung von FORL betroffener Zähne nicht einfach ist. Durch die Umbauprozesse an der Wurzel sind Kieferknochen und Wurzel häufig miteinander verwachsen, so dass es notwendig werden kann, sich über Zahnfleisch und Kieferknochen einen Zugang zur Wurzel zu verschaffen. Eine Wundnaht über den leeren Zahnfächern erleichtert die Heilung und verhindert das Einpressen von Futter.