Das große Jagdhund-Spezial
Teil 1: Welche Jagdhund-Typen gibt es?
Jagdhunde sind faszinierende Begleiter, die über Generationen hinweg speziell für die Jagd gezüchtet wurden. Ihre ausgeprägten Instinkte, ihr unermüdlicher Arbeitseifer und ihre Loyalität machen sie zu einzigartigen Hunden. Doch nicht alle Jagdhunde finden in der heutigen Zeit den richtigen Platz oder die passende Aufgabe. Auch auf Sardinien begegnen wir immer wieder Jagdhunden, die nach einem neuen Zuhause suchen. Oft sind diese Hunde voller Potenzial und brauchen lediglich die richtige Förderung und liebevolle Menschen, die ihre Bedürfnisse verstehen.
Doch welche verschiedenen Jagdhunde gibt es, wodurch zeichnen sie sich aus und vor allem wie laste ich sie am besten aus?
1. Apportierhunde
- Beispiele: Labrador Retriever, Golden Retriever
- Merkmale: Retriever sind freundlich, intelligent und besitzen ein ausgeprägtes Apportierverhalten. Sie wurden gezüchtet, um erlegtes Wild (vor allem Wasservögel) zu apportieren. Sie zeichnen sich durch ihr sanftes Wesen, ihre hohe Lernbereitschaft und ihren ausgeprägten “Will to Please” aus, was sie zu beliebten Familien- und Begleithunden macht.
- Auslastung Zuhause: Apportierspiele sind ideal. Suchspiele (zum Beispiel versteckte Leckerlis oder Spielzeug) und Hundesportarten wie Dummytraining oder Obedience fördern ihre geistige und körperliche Auslastung.

2. Vorstehhunde
- Beispiele: Deutsch Kurzhaar, Deutsch Drahthaar, Bretone, Spinone, Pointer
- Merkmale: Vorstehhunde haben einen ausgeprägten Jagdtrieb und markieren das Wild durch das sogenannte „Vorstehen“ – sie verharren regungslos und signalisieren so dem Jäger die Position des Wildes. Sie sind intelligent, aufmerksam und sehr lernfähig. Charakterlich sind Vorstehhunde oft sehr aktiv und energiegeladen. Sie brauchen viel Bewegung und geistige Auslastung.
- Auslastung Zuhause: Vorstehhunde lieben Aufgaben, bei denen sie ihre Nase einsetzen können. Fährtenarbeit oder Mantrailing sind hervorragende Auslastungsmöglichkeiten. Auch Laufen und Radfahren bieten diesen energiegeladenen Hunden Abwechslung.

3. Schweißhunde
- Beispiele: Bracke, Beagle
- Merkmale: Schweißhunde verfolgen Wild auf langen Strecken und sind für ihre Ausdauer und den guten Geruchssinn bekannt. Sie haben einen starken Jagdtrieb und können sehr eigenständig sein. Jäger verwenden den feinnasigen, ausdauernden Vierbeiner als Fährtenhund zum Aufspüren von Wild sowie als Schweißhund, um bei der Nachsuche verletzte Wildtiere aufzustöbern.
- Auslastung Zuhause: Schweißhunde lieben Such- und Nasenarbeit, zum Beispiel Mantrailing oder Fährtensuche. Sie brauchen viel Bewegung, daher sind lange Spaziergänge, Laufen und Hundesportarten eine gute Wahl.

4. Erdhunde
- Beispiele: Dachshund (Teckel), Parson Terrier, Jack Russell Terrier
- Merkmale: Erdhunde sind klein, aber mutig. Sie wurden gezüchtet, um in Fuchs- oder Dachsbaue zu kriechen und das Wild herauszutreiben. Sie sind lebhaft, intelligent und oft sehr eigensinnig. Häufig sind diese kleinen Hunderassen ausdauernd und energiegeladen. Sie sind aber auch treue und lebhafte Begleiter, die in der richtigen Umgebung – mit ausreichend Beschäftigung – auch als Familienhunde gehalten werden können.
- Auslastung Zuhause: Diese Hunde brauchen viel geistige Stimulation. Suchspiele, Intelligenzspiele und Hundesport wie Agility oder Flyball eignen sich gut. Sie genießen auch lange Spaziergänge und Ausflüge in die Natur.

5. Stöberhunde
- Beispiele: Cocker Spaniel, Deutscher Wachtelhund
- Merkmale: Stöberhunde werden insbesondere für die Jagd auf Niederwild, also Kaninchen und Wildvögel, angesetzt. Sie jagen oft in dichten Wäldern und schwer zugänglichem Gelände. Daher sind Stöberhunde besonders wertvoll, weil sie in der Lage sind, das Wild aus seiner Deckung zu treiben, ohne es zu jagen oder zu fangen. Diese Hunde arbeiten eng mit dem Jäger zusammen und sind darauf trainiert, selbstständig zu arbeiten und das Wild aufzuspüren.
- Auslastung Zuhause: Um deinen Stöberhund zu Hause optimal auszulasten, ist es wichtig, körperliche und geistige Aktivitäten in den Alltag zu integrieren. Lange Spaziergänge und Joggingrunden helfen, den Bewegungsdrang zu stillen. Agility-Training oder ein einfaches Spiel wie „Fetch“ fördern zusätzlich die Fitness. Intelligenzspielzeuge und Versteckspiele nutzen den natürlichen Suchinstinkt deines Hundes und bieten geistige Anregung. Fährtenarbeit und Schnüffelspiele sind hervorragende Möglichkeiten, um die Nase deines Hundes zu fordern.

Teil 2: Was muss ich beachten, wenn ein Jagdhund bei mir Zuhause einzieht?
Wenn ein Jagdhund aus dem Auslandstierschutz bei dir einzieht, ist es wichtig, einige wesentliche Punkte zu beachten, um sicherzustellen, dass der Hund gut in sein neues Zuhause integriert wird und seine Bedürfnisse erfüllt werden. Meist zeichnen sich die Jagdhunde dadurch aus, dass sie im Haus ruhige und treue Begleiter sind. Die meiste Zeit liegen sie entspannt und ruhig auf ihrem Platz und dösen vor sich hin. Für einen Jagdhund ist sein Mensch einfach alles. Sie lieben es, zu kuscheln und ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Energie heben sie sich meist für draußen auf.
Eingewöhnungsphase
In der Anfangszeit ist eine ruhige und sichere Umgebung entscheidend. Schaffe einen eigenen Rückzugsort für den Hund, an dem er sich entspannen und ankommen kann, zum Beispiel mit einem gemütlichen Hundebett. Gib dem Hund ausreichend Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, da stressige Situationen, laute Geräusche und neue Gerüche anfangs überwältigend sein können. Eine ruhige Atmosphäre hilft ihm, sich schneller einzuleben.

Sicherheit und Kontrolle
In der ersten Zeit solltest du deinen neuen Vierbeiner unter KEINEN Umständen frei laufen lassen, insbesondere nicht in ungesicherten Bereichen. Eine Doppelsicherung mit Sicherheitsgeschirr und Halsband sollte von Beginn an genutzt werden. Jagdhunde haben oft einen ausgeprägten Jagdtrieb, was bedeutet, dass sie Wildtiere verfolgen oder weglaufen könnten. Gerade in der Anfangszeit kannst du deinen Hund nicht einschätzen und weißt nicht, ob er Jagdtrieb hat. Eine lange Leine (Schleppleine) kann ihm etwas Freiraum geben, während du die Kontrolle behältst. Aber auch hier sollte erst einmal eine Bindung aufgebaut werden, bevor ein Hund an die Schleppleine darf.

Jagdtrieb und Impulskontrolle
Sei dir bewusst, dass viele Jagdhunde einen starken Jagdtrieb haben, der sich in einem ausgeprägten Interesse an beweglichen Objekten oder Tieren äußern kann. Daher ist es wichtig, gezielt an der Impulskontrolle zu arbeiten, um ihn in solchen Situationen besser führen zu können. Beginne früh mit dem Rückruftraining, damit der Hund auf deinen Ruf reagiert und du ihn in potenziellen Jagdsituationen besser kontrollieren kannst.

Auslastung
Jagdhunde benötigen viel Bewegung und Beschäftigung, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Plane täglich ausgedehnte Spaziergänge ein und fördere Aktivitäten, die ihren natürlichen Jagdinstinkt ansprechen, wie Apportieren oder Suchspiele. Denk auch über Hundesportarten wie Agility oder Obedience nach, die nicht nur körperlich fordern, sondern auch geistige Anregung bieten.

Soziale Integration und Training
Eine schrittweise Sozialisierung ist wichtig, um den Hund an neue Umgebungen, Menschen und andere Hunde zu gewöhnen. Achte dabei darauf, ihm positive Erfahrungen zu bieten. Beginne mit grundlegenden Kommandos und führe konsequentes Training durch, um eine gute Bindung aufzubauen und Verhaltensregeln festzulegen. Jagdhunde sind intelligent und lernen schnell, wenn sie richtig motiviert werden.

Beobachtung und Anpassung
Beobachte das Verhalten deines Hundes genau. Achte auf Anzeichen von Stress oder Angst und reagiere darauf, indem du ihm einen sicheren Rückzugsort bietest. Sei bereit, deine Strategien anzupassen, basierend auf den Bedürfnissen und dem Verhalten deines Hundes, denn jeder Hund ist individuell und benötigt möglicherweise unterschiedliche Ansätze.

Fazit – Ist ein Jagdhund etwas für mich?
Die Adoption eines Jagdhundes ist eine bereichernde, aber auch anspruchsvolle Aufgabe, die gut vorbereitet sein will. Es ist wichtig, dem Hund in der Anfangsphase Zeit und Raum zu geben, um sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen. Geduld, Sicherheit und eine klare Struktur spielen eine wesentliche Rolle.
Jagdhunde haben einen ausgeprägten Jagdtrieb, der gut kontrolliert werden muss – ein freier Lauf ist daher zu vermeiden. Stattdessen sollte der Hund durch kontrollierte Spaziergänge an der Leine und intensives Rückruftraining Schritt für Schritt in die neue Umgebung integriert werden. Dir sollte bewusst sein, dass dein Hund gegebenenfalls nicht ableinbar ist.
Eine ausreichende körperliche und geistige Auslastung ist ebenfalls entscheidend, um den Hund ausgeglichen und glücklich zu halten. Du solltest also genug Zeit haben, um deinen Vierbeiner auslasten zu können. Du solltest ebenfalls mit der Natur verbunden sein, denn das liebt ein Jagdhund, und der Wald ist sein zweites Zuhause.
Insgesamt erfordert die Eingewöhnung eines Jagdhundes aus dem Auslandstierschutz Geduld, Engagement und die Bereitschaft, die speziellen Bedürfnisse dieser Hunde zu verstehen und zu erfüllen. Dein neuer Begleiter wird dir im Alltag viel Freude bereiten. Mit ihrem ruhigen und menschenbezogenen Wesen sind sie im Haus unkompliziert und liebenswert.
Wer dies beherzigt, wird mit einem treuen, aktiven und intelligenten Begleiter belohnt, der auch abseits der Jagd ein erfülltes und glückliches Leben führt und gemeinsam mit dir tolle Abenteuer erleben wird.