Vom Sorgenkind zum Glückspilz: Odins zweite Chance
Odin, ein inzwischen vierjähriger, hübscher, getigerter Kater, musste bereits als winziges Kitten ums Überleben kämpfen. Zusammen mit seinen beiden Schwestern wurde er ohne Mutter gefunden, hilflos und viel zu klein, um allein zu überleben. Die drei Waisenkinder wurden mit der Flasche großgezogen – eine intensive Zeit, in der Odin seine erste enge Bindung zu Menschen aufbauen durfte.
Als die Geschwister alt genug waren, reisten sie gemeinsam auf eine deutsche Pflegestelle. Seine Schwestern fanden schon bald zusammen ein Zuhause, doch Odin blieb zurück und das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Der kleine Kater wurde schwer krank: Sein Zahnfleisch entzündete sich stark, zeitweise konnte er kaum fressen. Zahnoperationen und aufwändige Behandlungen waren nötig und obwohl er tapfer alles über sich ergehen ließ, wollte sich die erhoffte Besserung lange nicht einstellen.
Die Pflegestelle tat alles, um Odin zu helfen – mit Geduld, Fürsorge und viel Liebe. Doch es schien, als stünde der sensible Kater dauerhaft unter Stress. Vermutlich sehnte er sich danach, ein echter Einzelprinz zu sein und ein Zuhause ganz für sich allein zu haben, ohne andere Katzen, ohne Konkurrenz und mit Freigang in einem eigenen kleinen Königreich. Der Stress zeigte sich auch darin, dass Odin anfing zu markieren, was die Situation zusätzlich erschwerte.
Einen Adoptanten für einen chronisch kranken und unsauberen Kater zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Es gab zwar viele Anfragen, aber oft hatten die Interessenten den Text nicht aufmerksam gelesen. Sobald sie hörten, wie viel Pflege Odin brauchte, zogen sie sich wieder zurück. Jedes Mal ein kleiner Stich ins Herz.
Doch dann, eines Tages, kam wieder eine Anfrage. Ich nahm an, dass sich auch diese sofort wieder zerschlagen würde, erzählte Odins Geschichte und teilte der Interessentin offen mit, dass der kleine Prinz einige Baustellen hätte und zudem unsauber sei.
Doch diesmal war die Reaktion eine ganz andere: Die Interessentin sagte nur ruhig: „Das schreckt uns nicht ab, damit können wir umgehen.“
Plötzlich war da wieder Hoffnung. Wirkliche Hoffnung.
Bald darauf durfte Odin tatsächlich in sein Für-immer-Zuhause ziehen. Dort lebt er nun als glücklicher Einzelprinz zusammen mit drei Hunden, die er über alles liebt. Er ist richtig aufgeblüht, genießt seinen Freigang und zeigt jeden Tag, wie wohl er sich endlich fühlt.
Wir – und vor allem Odin – sind unglaublich dankbar, dass es diese Menschen gibt, die auch schwierigen Tieren eine Chance geben. Für Odin war es die Chance seines Lebens und er nutzt sie jeden Tag mit einem zufriedenen Schnurren.

