Ich bin Luciana, eine kleine Hündin mit schiefem Unterbiss, der wie ein Lächeln aussieht – obwohl mir lange nicht danach war.
Als Welpe wurde ich geliebt, getragen und mit warmen Worten überschüttet. Ich liebte meine Menschen bedingungslos. Doch irgendwann veränderten sie sich. Nicht ich. Sie verloren das Interesse, sahen mich kaum noch an – und eines Tages setzten sie mich einfach auf die Straße. Für sie ging das Leben weiter. Für mich blieb es stehen.
Ich irrte tagelang durch das triste Industriegebiet von Tortolì. Meine Pfoten brannten, mein Magen knurrte. Ich suchte zwischen Mülltonnen nach ein paar Krümeln, aber fand oft nur Dreck und Scherben. Niemand hielt an. Niemand schaute hin. Ich war allein.
Anfang Oktober 2025 entdeckte mich endlich eine Frau und erkannte, wie erschöpft und verloren ich war. Sie kniete sich zu mir, sprach sanft und gab mir Futter – ein Moment, der sich anfühlte wie ein kleiner Lichtstrahl. Sie brachte mich ins Canile Comunale Tortolì.
Das Canile ist ein Ort, der Hunde wie mich auffängt – Hunde, die einfach ihrem Schicksal überlassen wurden. Hier leben Alte, Junge, Kranke, Verletzte, Verlorene. Welpen, die ohne ihre Mutter vor den Toren des Tierheims abgestellt werden, viel zu klein, um alleine zu überleben. Jagdhunde, ausgemergelt und voller Wunden, zurückgelassen, weil sie nicht mehr „gut genug“ waren. Hunde, übersät mit Zecken und Flöhen, hochtragend, entkräftet – jede einzelne Seele trägt ihre eigene Geschichte von Schmerz und Hoffnungslosigkeit.
Aktuell wird eine ganze Hundefamilie mühsam mithilfe von Lebendfallen gefangen. Dabei geht es nicht nur um die Rettung einzelner Leben, sondern um weit mehr: die Verhinderung von weiterem Leid – von endlosem Elend, das sich durch unkontrollierte Vermehrung immer weiter fortsetzt. Die Mitarbeitenden kämpfen täglich gegen Zeit und Erschöpfung – und doch geben sie uns niemals auf.
Zu wenige Hände versuchen hier, das Unmögliche möglich zu machen: für jedes Tier da zu sein, bis es seine zweite Chance bekommt. Einmal am Tag dürfen wir für ein paar Minuten in den Freilauf – ein kurzer Moment Freiheit, der sich anfühlt wie ein kleines Wunder. Ein junger Hundetrainer kommt einmal pro Woche vorbei und schenkt einzelnen von uns Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ein kleiner Lichtblick. Doch die meisten Tage sind still. Zu still. Monotonie schleicht sich in unser Leben. Viele verlieren im Laufe der Zeit den Glanz in ihren Augen, werden leise, ziehen sich zurück und resignieren. Sie warten – ohne zu wissen, ob jemand sie jemals sieht.
Am Tag meiner Ankunft begrüßte mich ein Chor aus verzweifeltem Bellen. Im Ambulatorio wurde ich entfloht, entwurmt, und dann brachte mich Sandro, der Tierheimleiter, in einen der vielen Zwinger. Allein. Kein vertrauter Geruch, kein vertrauter Mensch. Nur das flehende Bellen meiner vielen Artgenossen, kahle Wände, Kälte. Ich kauerte in einer Ecke – stumm, erstarrt, überfordert von allem. Immerhin gab es Wasser und Futter. Doch mein Herz war schwer. Ich verstand nicht, was passiert war. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war kalt, der Wind pfiff laut durch den stark beschädigten Innenraum des Zwingers, der uns eigentlich vor Kälte und Nässe schützen soll.
Irgendwann schlief ich an diesem Tag völlig erschöpft auf dem kalten Betonboden ein.
Das Tierheim ist sichtlich in die Jahre gekommen, und die Spuren des Verfalls sind klar erkennbar: verrostete Gitter, brüchige Türen, scharfe Kanten. Bei Wind zieht es durch jede Ritze, Nässe dringt ein.
STREUNERHerzen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tierheim 2026 umfassend zu unterstützen, damit die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten umgesetzt werden können. Es geht nicht um Luxus, sondern um Sicherheit. Um das Recht auf ein geschütztes Leben für jedes einzelne Tier. Es geht um dichte Wände, sichere Gitter, trockene Schlafplätze und funktionierende Türen. Es geht darum, dass Kälte und Nässe nicht länger ständige Begleiter sind. Und es geht um Würde – selbst in einem Tierheim.
Um diese Sanierungen finanzieren zu können, werden die STREUNERHerzen 2026 gezielt zu Spenden aufrufen und hoffen auf eine starke Gemeinschaft von Tierfreundinnen und Tierfreunden, die sie auf diesem Weg begleitet.
Inzwischen bin ich schon viele Wochen im Canile. Ich wurde bereits gechippt und geimpft, und man sagte mir, dass ich nach Deutschland reisen könnte, wenn dort jemand auf mich wartet. Jemand, der einem kleinen Hund mit riesigem Herzen ein Zuhause schenken möchte. Ich sehne mich täglich mehr danach, mit einer geliebten Familie zu leben, die mich nie wieder im Stich lässt. Ich teile mir meinen trostlosen Alltag und den kargen Zwinger inzwischen mit Melanio, der hier ebenfalls Schutz gefunden hat und auf ein besseres Leben wartet. Das ist ein kleiner Trost. Wir warten hier gemeinsam. Auf Liebe. Auf ein Zuhause. Auf ein Leben jenseits von Gittern.
Ich bin Luciana. Eine kleine Hündin mit niedlichem Unterbiss und einem Herzen voller Sehnsucht: Ich wünsche mir ein warmes Körbchen, eine Hand, die mich streichelt, die bleibt.
Ich wünsche mir ein Leben, in dem ich nicht mehr warten muss. Keine Gitter mehr zwischen mir und der Welt. Kein Zittern vor Kälte.
Und ich wünsche mir, dass dieser Wunsch nicht nur für mich wahr wird, sondern für jeden einzelnen Hund, der hier hinter Zäunen lebt. Jeder von uns hat ein Herz voller Hoffnung. Bitte hilf uns, dass daraus ein neues Leben werden darf.
Damit aus Hoffnung Wirklichkeit wird.

