24.08.2014 – Epifanio

Epifanio fand sein Zuhause am 24.08.2014   (Happyend-Story)

Lange hat es gebraucht, bis du gesehen wurdest!

Als ich dich das erste Mal bewusst wahrnahm, lebtest du schon länger auf der Piazza. Ich weiß nicht warum ich dich nie gesehen habe. Ich überquere die Piazza bei meinen Aufenthalten zig Mal und doch warst du immer unsichtbar. An diesem Tag begrüßte ich einen anderen Hund und dann sah ich dich. Du standest in einem Gang und blicktest mich aus müden Augen an. Ich kam zu dir, streckte dir meine Hand entgegen und du hast mich lange und ausgiebig beschnüffelt. Dann durfte ich dich streicheln, du nahmst es dankbar an. Als ich die Tierärztin nach dir fragte, erzählte sie mir deine Geschichte.

07.01.2011: Epifanio wurde angefahren und im Straßengraben zurückgelassen. Fast wäre er erfroren. Gegen 23 Uhr geht der Anruf der Polizei in unserem Partnertierheim ein. In dem 2. Kreisverkehr von Porto Rotondo liegt ein “Hündchen” im Straßengraben. Er schien tot zu sein, dann sahen sie, dass er atmet.
Die Kollegen fahren los mit einem kleinen Auto, da sie von einem Welpen oder kleinen Hund ausgehen. Als sie am Straßengraben ankommen, finden sie ihn, unseren großen stattlichen Epifanio. Unter schwerster Anstrengung bekommen sie ihn schließlich ins Auto gehoben. Er lag quasi im Koma, ein merkwürdiger Atemrhythmus lässt sie wissen, dass er noch nicht verloren ist.
Natürlich wird er in der Klinik sofort gründlich untersucht. Er hat nichts gebrochen, nur ein starkes Schädeltrauma und eine starke Unterkühlung. Kurze Zeit später steht unser weißer Maremmano wieder auf den Beinen. Übrig geblieben sind epileptische Anfälle – stetig und schnell hintereinander. Der arme Kerl wird wieder in eine Art Koma gelegt und mit Medikamenten versorgt. Dann ein paar Tage später wird er aus dem Koma geholt. Jetzt hat er nur noch sehr selten Anfälle.

Deine Geschichte berührt mich und ich gehe erneut zu dir um dich besser kennenzulernen. Mit den Hündinnen und Rüden verstehst du dich gut. Du liegst viel und schläfst. Entweder es kommt von den hochdosierten Medikamenten oder du hast schon lange aufgegeben diesen Platz jemals wieder zu verlassen. Dies ist kein Platz für einen kranken Hund! Ich mache Bilder, erfahre von der Tierärztin, dass Du mit dem Auto reisen darfst, auf keinen Fall mit dem Flugzeug. Nun gibt es zwei große Hürden: Wer wird dich riesigen Hund mit der Fähre und dem Auto mitnehmen? Wer wird dir kranken Hund in Deutschland ein Zuhause schenken?

Doch beide Hürden blende ich aus und denke ” wer nicht wagt, der nicht gewinnt”! Und so landest du als Notfall auf unseren Vermittlungsseiten. Und man mag es nicht glauben, lange mussten wir nicht warten – schon erhielten wir eine Anfrage von einem Ehepaar, keine Kinder im Haus, kennen Hunde mit Epilepsie, hatten schon einen Herdenschutzhund und sind bereit Epifanio sofort ein Endzuhause zu schenken. Zu schön um wahr zu sein, denke ich und dann fügt sich ein Puzzlestück nach dem nächsten zusammen und gibt ein wunderschönes Bild von einem glücklichen und passenden Zuhause für Epifaniol.

Wir finden ein uns sehr gut bekanntes und äußerst versiertes Ehepaar, die im August auf Sardinien Urlaub machen und mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Sie nehmen die Aufgabe an und schaffen den großen, kranken Rüden nach Deutschland. Nicht immer einfach war es auf der Fähre, aber schlussendlich kommen alle gesund und munter in Deutschland an. Epifanio hat keinen einzigen Anfall. Dann übernimmt die Adoptivfamilie Epifanio und fährt nach Hause. Auch hier sind die ersten Tage einfach nur toll und vielversprechend. Doch dann der Rückfall, der eigentlich zu erwarten war. Epifanio bekommt einen Anfall nach dem nächsten. Es vergehen schlimme Tage für die Familie und dabei muss der Adoptivpapa auf eine Reise. Wir verständigen uns, dass Epifanio ein paar Tage in eine Klinik kommt und überwacht und neu eingestellt wird. Dort hat er keine Anfälle mehr und wird eine Woche später gut eingestellt entlassen. Nicht einen Moment zögern die Adoptanten, nicht einen Moment höre ich, dass sie der Situation nicht gewachsen sind, es ist nun ihr Epifanio und man wird gemeinsam diese schlimme Phase durchstehen.

Zwei kurze Anfälle hat er nochmals Anfang September.

Die letzte Mail erhalte ich Mitte Dezember:

Liebe Frau Richter,
Eddy macht langsam aber beständig kleine Fortschritte. Laufen kann er morgens etwa 1,5 Stunden und gegen Abend nochmal 1 Stunde. Bei Regen ist er nur schwer von der Notwendigkeit der Bewegung zu überzeugen. Bei großen Fahrzeugen ist er noch unsicher. Im Großen und Ganzen hat er sich aber an die meisten Umweltreize gewöhnt. Zur Zeit ist er voll im Fellwechsel. Er hatte am 24.10. seinen letzten Anfall.
Herzliche Grüße

Die Bilder die wir danach erhalten sprechen Bände. Ich sehe Epifanio und seine blitzenden Augen. Er hat ein Zuhause, er hat zwei Menschen, die sich liebevoll und konsequent um ihn kümmern und ihn nie wieder im Stich lassen.

Besonderen Dank möchte ich an das Ehepaar aussprechen, welches Epifanio die Reise nach Deutschland ermöglicht hat. Sie wussten, es ist vermutlich seine einzige Chance und haben zugesagt ohne zu zögern.

Und zwei Menschen, die sich für die Zwischenstation in der Klinik eingesetzt haben, den Adoptivpapa mit Epifanio, sowohl hingefahren, als auch abgeholt haben. Auch das war eine Zusage und Unterstützung ohne ein einziges Zögern.

Schlussendlich natürlich dem Ehepaar E., die sich von Anfang an für Epifanio entschieden haben und keinen anderen Hund wollten. Auch hier sind es zwischendurch immer wieder schwere Zeiten mit einem Epileptiker an seiner Seite, aber die Liebe und Zuneigung, die Epifanio vielleicht erstmalig in seinem Leben kennenlernen durfte, sind so unglaublich wichtig und schön, dass sie manchmal die Krankheit vergessen lassen.

Wir wünschen Epifanio, heute Eddy, ein langes und möglichst Anfall freies Leben. Der Familie wünschen wir viel Kraft um Eddy noch lange beizustehen.

Mach’s gut mein kleiner Bär und genieße jede Minute in deinem neuen Leben.

Epifanio hat am 24.08. sein neues Leben in 76870 Kandel begonnen.