20.01.2015 – Bell 

Bell fand ihr Zuhause am 20.01.2015   (Happyend-Story)

4 Jahre musstest du warten bis endlich dein Leben beginnen durfte!

Meine süße Bell, als ich dich das erste Mal hinter den Gittern auf einer Holzhütte stehend entdeckte, schlug mein Herz schneller. Dein Gesicht, die Augen, die Ausstrahlung, es war sofort um mich geschehen! Als ich das Gehege betrat, hattest du mich genau im Blick von deiner Hütte. Du hast beobachtet wie ich mit den anderen Gehegebewohnern schmuste, wie ich nach unserem Mobbingopfer Ubaldo schaute. Du warst für mich neu in diesem Gehege. Ich war verwundert, dass Ubaldo frei im Gehege umherlief und sich von mir streicheln lies. Normalerweise hockte er verschüchtert in einer Hundehütte und versteckte sich vor einem großen schwarzen Riesen, der ihn beschränkte und mobbte.

Dann bist du von der Hütte gekommen, hast Ubaldo ein Nasenstubser gegeben und bist zu dem schwarzen Rüden gelaufen und hast ihn freundlich, aber bestimmend beschränkt. Nun wusste ich was passiert war! Du warst Ubaldo als Schutzengel geschickt worden, hast dir kurz die Zusammenstellung im Gehege angeschaut und klargestellt, dass du das Mobbing von Ubaldo nicht duldest. Wie auch immer du den schwarzen Rüden überzeugt hast, es hat gewirkt. Seitdem lebte Ubaldo freier und glücklicher im Gehege.

Ab dem Moment wusste ich, dass du ein ganz besonderer Hund bist.

Deine Nähe zum Menschen war immer tagesformabhängig. Mal hast du dich streicheln lassen, behutsam und ruhig durfte ich mich nähern. Manchmal aber wolltest du nicht berührt werden, hast den Abstand gesucht und mich beobachtet. Vielleicht hatte es auch was mit der Unruhe im Tierheim zu tun.

Ich suchte die richtigen Menschen, die sich der Aufgabe stellen würden, dir ein Zuhause zu schenken. Ob du in Deutschland in einer Familie unsicher und ängstlich eintreffen würdest oder souverän dein neues Lebensglück annehmen könntest, wusste ich nicht.

Es hatten viele auf dich Schönheit ein Auge geschmissen, aber noch hatte ich nicht die richtige Familie gefunden. Zudem hatte ich große Sorge was aus Ubaldo werden würde.

Dann kam der Anruf deiner Familie. Es wurde ein langes und intensives Gespräch. Als ich auflegte, dachte ich, sie werden sich nicht mehr melden und hatte ein schlechtes Gewissen, da ich den Teufel an die Wand gemalt hatte und in allen Facetten den schlimmsten Fall geschildert hatte. Hatte ich dafür gesorgt, dass auch diese Familie der Mut verloren ging. War es fair von mir, dir die Chance zu verbauen?

Dann aber kam der Anruf “Wir wollen Bell. Wir haben in der Familie diskutiert, darüber geschlafen und wir möchten probieren die Familie zu werden, die Bell sich immer gewünscht hat. Wir werden alle Ratschläge befolgen und auch den vielleicht schwierigen Anfang meistern”. Mein Herz machte erneut einen Sprung. Also wurden alle Formalitäten erledigt und Bell durfte auf die Reise gehen.

Lesen Sie selbst wie Bell ankam und sich entwickelte:

Liebe Bell,
am 21. Dezember 2014 war der große Tag für uns endlich da!

Nach 8 Monaten ohne Hund im Haus, was an sich ja schon ein fast untragbarer Zustand ist: Du kamst am Münchner Flughafen an! Lange schon hatten wir dich im Internet entdeckt und uns gewundert, warum dich denn immer noch niemand adoptiert hatte.

Einen Tag vorher haben wir noch ganz schnell einen T4-Bus organisiert, damit du mit deiner riesigen Flugbox auch ganz sicher ins Auto passt .-)

Die ganze Familie wartete als Begrüßungskomitee an diesem Sonntag auf dich. Und dann bist du mit deinem Flugpaten durch die Schleuse gerollt. Mit dabei war noch ein entzückender schwarzer Kater, Abraccio, den wir am liebsten auch gleich mitgenommen hätten. Aber daheim warteten ja schon Lilli und Ramses, unsere Samtpfoten, auf dich. Gabi ist, nachdem du partout nicht aus der Box rauswolltest und auch die Wienerle verschmäht hattest, einfach zu dir reingeklettert und man konnte nur noch ihre Beine sehen. Der Rest von ihr verschwand, mit dem Sicherheitsgeschirr in der Hand, das du dir auch ganz brav hast anlegen lassen. Einsam und schüchtern hattest du dich in den letzten Winkel der Box verkrochen, so dass noch 2 weitere Hunde theoretisch mit reingepasst hätten.

Oder eben Gabi .-)

Nach 1,5 Stunden Autofahrt daheim angekommen, hattest du allerdings beschlossen, dass es jetzt genug sei mit in der Box sitzen. Außerdem wolltest du die freche Katze, die gleich ihre Nase durch das Gitter gesteckt hatte, schon etwas genauer unter die Lupe nehmen. Kater Ramses stolzierte hoheitsvoll an dir vorbei und tat das, worin er am Besten ist: er ignorierte dich. Damit war die Sache klar und der Hausfrieden hergestellt.

Schnell hattest du die weiche Kuscheldecke vor dem Sofa entdeckt und bist erstmal eingeschlafen.

Dieser Platz war spitze. Noch genialer ist wohl aber der Platz AUF dem Sofa, vor allem, wenn deine Menschen mit drauf lagen. Katze Lilli hat sich dann auch gleich mit ihrem Popo an dich gekuschelt, was du erst fassungslos und dann zufrieden hingenommen hast. (siehe Foto)

Du hast dein Menschenrudel besorgt staunen sehen, dass ein Hund tatsächlich 42 Stunden nicht pullern muss, wenn die Umstände nicht entsprechend relaxt sind. Jetzt klappt die Sache mit dem Gassi gehen schon ausgezeichnet. An der Schleppleine, mit der Nase am Boden rüsselnd, übers Feld zu düsen, ist auch ne feine Sache! Nach den ersten Schritten auf Gras hast du nach 2 Tagen schon das weiße, kalte Zeug namens Schnee, das in rauen Mengen vom Himmel kam und dann auch liegen blieb, unerschrocken erforscht.

Wenn dir draußen etwas unheimlich ist, suchst du noch Schutz bei deinem Frauchen und drückst dich an ihr Knie. Als da wären: Mülltonnen, flatternde Fahnen, Dogge Gonzo aus der Nachbarschaft, Menschen auf Fahrrädern, Männer und kleine Kinder! Das alles wirst du erst noch näher kennenlernen müssen, aber zum Beispiel Mülltonnen werden schon souverän ignoriert und vorbeifahrende Autos sind auch kaum noch einen Blick wert.

Seeeehr seltsam ist allerdings der andere Ebenbild-Hund, der im Garten immer in der Scheibe der Balkontür oder im Spiegel zu sehen ist. .-)

Beim Autofahren kannst du schon entspannt ein Nickerchen machen, wenn man schon überall mit hin muss, was wirklich anstrengend ist. Den Ansturm von Familienmitgliedern am Weihnachtsabend hast du tapfer hinter dich gebracht und dich irgendwann zu uns an den Tisch gelegt und geschlafen.

Besuch wird mittlerweile sogar schon kurz begrüßt. Und sicherheitshalber bleibst du auch ganz in der Nähe, bis er wieder weg ist.

Deinen Namen hast du jetzt doch behalten. Er passt einfach prima zu dir und außerdem lag unter dem Christbaum ein Maremmano-Anhänger für dein Halsband mit deinem Namen und der Telefonnummer eingraviert. Wenn das kein Hinweis war…..

Mit deinen bernsteinfarbenen Augen wickelst du uns alle schon ganz schön um den Finger und deiner Pfote, die du auf unser Bein legst, wenn du noch mehr Streicheleinheiten oder ein Leckerli brauchst, kann niemand wiederstehen. Mittlerweile zählen auch die männlichen Bewohner des Hauses zu deinen Schmuseopfern. Dank Wiener Würstchen waren deine Schüchternheit und Zurückhaltung diesbezüglich nach wenigen Tagen kein Thema mehr.

Du bist ein toller Hund und wir sind sehr glücklich, dich als neues Familienmitglied behalten zu dürfen!

Danke an Steffi und Gabi für ihren Rat und Tat!

Dein Rudel Marion, Horst, Philip, Lilli und Ramses

Einen Monat später, am 20.01., wurde nun dein Schutzvertrag unterzeichnet und damit besiegelt, dass du nie wieder aus der Familie wegzudenken bist. Du hast es geschafft, hast die Tore des Tierheims, den tristen Alltag, hinter Dir gelassen um ein neues unbeschwertes Leben zu führen. Ob du manchmal an Ubaldo denkst? Wenn ja, lass dir sagen, es geht ihm gut. Der schwarze Riese wurde ebenfalls vermittelt und zur Zeit ist er mit freundlichen Hündinnen zusammen. Natürlich soll auch er so viel Glück haben wie du, denn seine Zeit im Tierheim ist wesentlich länger als es deine war.

Nun, Bell, du bist jetzt in 89312 Günzburg zu Hause und wir wünschen Dir und Deiner Familie eine wundervolle Zeit. Mach es gut, du unglaubliche Schönheit mit einem so reinen und wunderbaren Charakter!