13.09.2018 – Perpetua 

Perpetua fand ihr Zuhause am 13.09.2018.

Ein STREUNERHerz beschäftigt seine Schutzengel

Perpetua und ihre beiden Geschwister waren dank ihrer Schutzengel mit bei den letzten Hunden, die im Sommer 2018 aus Tortoli nach Deutschland geholt werden konnten, bevor die Kooperation mit diesem Tierheim leider zu Ende ging. Das Geschwistertrio lebte dort seit dem Welpenalter einen tristen Tierheimalltag ohne menschliche Ansprache.

Nach über drei Jahren Tierheim-Tristesse waren sie natürlich ziemlich scheu.

Perpetua kam am 21.06.2018 als erster Pflegehund einer neuen, hundeerfahrenen Pflegestelle nach Köln. Der Anfang war nicht leicht. Die tägliche Routine in einer Stadt mit anleinen, Gassi gehen und 24 Stunden am Tag mit Menschen zusammen zu sein, waren ziemlich stressig für die kleine Maus. Zum Glück gab es Fussel, den Ersthund – ebenfalls ein STREUNERHerz aus Tortoli – der bereits 2015 dort sein neues Zuhause gefunden hatte. Fussel gab Perpetua Sicherheit und die Hündin orientieren sich sehr an ihr.

Sie machte kleine Fortschritte – doch dann kam ein Tag, an dem Perpetua ihre Schutzengel so richtig ins Schwitzen brachte. Auf dem Rückweg von einem Tierarztbesuch gab es einen kurzen Moment der Unachtsamkeit, sie sprang aus dem geparkten Auto und stand innerhalb weniger Sekunden auf der Straße. Mit Panik in den Augen in rotem Tierarztbody, Geschirr und Leine lief sie los. Autos wurden gestoppt, sie lief kreuz und quer und dann gab sie Gas und verschwand. Nach gut zwei Stunden auf allen großen Verkehrsachsen quer durch Köln, konnte sie Gott sei Dank von einem aufmerksamen Autofahrer, der beherzt zugriff, als sie am Ende ihrer Kräfte war, eingefangen werden und dank der Mithilfe von Ordnungsamt und Polizei lag sie kurz darauf wieder auf ihrem Kissen.

Nachdem die wundgelaufenen Pfoten verheilt waren, entwickelte sie sich erstaunlich schnell positiv. Einige Wochen später war sie fröhlich und spielte gerne mit anderen Hunden. Der Rückruf klappte und sie lief entspannt an der Schleppleine mit und fing an, Bindung zu Menschen aufzubauen. Sie war soweit, vermittelt zu werden und so wurde sie auf der Website vorgestellt.

Wie es weiterging und warum sie ein drittes Mal ihre Schutzengel herausforderte, lesen Sie im Bericht ihres neuen Frauchens:

“Da unsere Hündin Leona im Juni 2018 verstorben war, suchten wir im Internet nach einem neuen Hund. Bei den „STREUNERHerzen” wurden wir mit Perpetua fündig

So fuhren wir Anfang September nach Köln, um Perpi bei der Pflegefamilie anzuschauen. Dort wurden wir sehr freundlich begrüßt, Perpi war zunächst ein wenig zurückhaltend. Mehrere Treffen wurden vereinbart und wir gingen gemeinsam mit ihr und Fussel im Stadtpark spazieren. Beide Hunde spielten dort sehr ausdauernd und Perpi näherte sich uns schon etwas an. Wir entschieden uns, sie mitzunehmen und fuhren mit ihr am 13.09.2018 nach Hause.

ln Suhl angekommen, zeigte sich Perpi doch sehr ängstlich und scheu. An den ersten drei Tagen gingen wir viel spazieren (natürlich mit der langen Leine) und beschäftigten uns intensiv mit ihr. Am 15.09.2018 kamen wir morgens mit ihr vom Spaziergang zurück und wollten noch mit Freunden im Garten einen Kaffee trinken, da lief sie mit der Leine um die Hausecke, befreite sich aus dem Geschirr, drückte sich unter dem Hoftor (keine 10 cm Spalthöhe) durch und rannte davon.

So begann ein siebenwöchiger Krimi, in dem wir nur Perpi nachliefen, sie suchten, Hinweisen aus dem Dorf nachgingen und versuchten, sie wieder nach Hause zu holen. Futterstellen wurden eingerichtet und mit Wildtierkameras kontrolliert, Lebendfallen fingen alle möglichen Tiere außer Perpi. Viele Nächte wurden mit Einfangversuchen und langem Warten verbracht. Weder die Hilfe der Pflegeeltern noch ein vom Verein organisierter Profi hatten Erfolg. Die ganze Zeit war sie in der Nähe, spielte sogar mit Hunden, aber an einen Kontakt mit Menschen war nicht zu denken. Wir taten alles uns mögliche, schafften es aber nicht, sie einzufangen und waren schon völlig verzweifelt, da die Nächte Ende Oktober doch schon recht kalt wurden.

Letztendlich schaffte es der Zufall: Am 02.11.2018 fand eine Nachbarin sie morgens im Stall ihrer Alpakas im Futter-Heu schlafend, packte kurzentschlossen zu und brachten sie endlich wieder zu uns. Wir waren sehr froh und unglaublich erleichtert, Perpi endlich wieder heil zu Hause zu haben und begannen mit ihr zu üben, um die Ängstlichkeit abzubauen.

Inzwischen hat sich unsere kleine Hündin gut entwickelt. Sie kennt nun die täglichen Abläufe bei uns und fügt sich gern ein. Sie liebt nach wie vor lange Spaziergänge (allerdings noch mit Leine), draußen herumtollen, besonders gern im Schnee, hört auf Kommandos, kommt zurück und auch gern zu mir. Zu unseren Verwandten und Bekannten können wir sie überall mit hinnehmen, sie ist zutraulich zu anderen Menschen und Hunden. Ihr bester Freund ist “Eddy” (Australian Shepherd) geworden, sie spielen und schlafen zusammen.

Ein Rest Ängstlichkeit ist noch vorhanden, z.B. geht Perpi immer noch nicht gerne durch Türen oder Tore. Auch erschrickt sie sehr schnell bei heftigen Geräuschen. Doch ich denke, dass auch diese Reaktionen sich noch entschärfen werden mit der Zeit. Die kleine Maus ist mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen und wir werden alles tun, ihr weiterhin ein schönes Zuhause zu geben.”

Perpetua fand ihr Zuhause ein erstes Mal am 13.09.2018 in Suhl im Thüringer Wald.