12.08.2017 – Braccobaldo

Braccobaldo fand sein Zuhause am 12.08.2017   (Happyend-Story)

Deine süßen Kulleraugen haben sich für immer geschlossen, mein lieber Braccobaldo. Ich habe noch nicht einmal dein Happy-end geschrieben, als ich die Nachricht von deinem Tod erhalte. Es ist das passiert, was man wohl einen Albtraum nennt. Das Schicksal hätte bitterer nicht zuschlagen können.

Nach dreieinhalb Jahren im Rifugio hatte sich in diesem Sommer endlich eine liebe Familie in dich verguckt. Du süßes Schlappohr wurdest sehnsüchtig erwartet, dann endlich war der große Tag gekommen, für dich und für deine neue Familie: der 12.8.2017, dein Reisetag. Leider gingen an diesem Tag einige Dinge schief, sodass du mit den anderen reisendende Vierbeinern noch einmal einen Zwischenstop in Frankfurt einlegen musstest über Nacht in der Flughafenquarantäne. Aber wenn es weiter nichts ist, hast du dir wohl gedacht, und so ging auch diese Nacht vorüber, bis du am 13.8. endlich von deiner Familie am Flughafen Hannover in Empfang genommen werden konntest.

Von Beginn an hast du dich recht aufgeschlossen und mutig gezeigt, hast dich interessiert und offen in das unbekannte ‘Neue’ begeben. Die ersten Rückmeldungen aus deinem Zuhause versprachen ein schnelles Einleben und noch mehrere, glückliche Jahre für dich, mit 9 Jahren ist man ja schließlich noch kein altes Eisen.

Ein bisschen komisch war, dass du regelmäßig Kotköttel einfach so verlorst, aber das war erstmal nicht so dramatisch und sollte natürlich tierärztlich gecheckt werden. Nach ca. einer Woche zuhause ging es dir plötzlich schlecht, du bekamst schlimmsten Durchfall. Ein Magen- und Darminfekt stand ganz oben auf der Diagnoseliste und die ersten Medikamente wurden dir gegeben. Leider ohne durchdringenden Erfolg, aber ein kleiner Lichtblick war erkennbar. Wenige Tage später bautest du körperlich so dermaßen ab, dass nun die Tierarztbesuche fast täglich erfolgten. Du wolltest nicht mehr fressen und trinken, der Durchfall blieb, du bekamst Infusionen, Kotprobe und Blutanalyse wurden gemacht und dann die niederschmetternde Enddiagnose: Chronisches Nierenversagen. Es ging nichts mehr, du warst zu schlapp, am Ende. Eine harte Woche lag da bereits hinter dir und deiner Familie, du warst so tapfer, mein süßes Schlappohr, innerhalb kürzester Zeit hast du dich deinem Herrchen intensiv angeschlossen und hast tapfer und vertrauensvoll alles mit ihm gemeinsam durchgestanden. Aber es ging leider nichts mehr, deine Rettung war unmöglich.

Das kurze Glück, das du hattest, wurde viel zu schnell von deinem Leiden überschattet. Das, auf das du solange gewartet hast, hat sich wie eine Seifenblase aufgelöst. Die Tragik kann man gar nicht in Worte fassen.

Der Trost bleibt, dass du nicht allein auf dem staubigen Boden im Rifugio verstorben bist. Du hattest eine Familie, die dich für immer im Herzen behält. Sie wollten dir die Welt zu deinen Pfoten legen und durften nicht. Sie waren in deiner schwersten Zeit an deiner Seite und haben mit dir gekämpft. Es ist kaum ertragbar, was passiert ist.

Du hattest so einen freundlichen Gesichtsausdruck, mein lieber Schatz, es wirkte auf vielen Bildern so, als würdest du lachen. Dies behalte ich in meiner Erinnerung und hoffe, dass es sehr viel zu lachen gibt für dich dort, wo du nun bist. Ich wünsche dir wieder Glück und drück dich ganz doll von hier. Ich weiß, du wärst der tollste Familienhund der Welt geworden und nun wirst du die Engel verzaubern. In Liebe, Deine Vermittlerin

Zum Andenken an Braccobaldos lange Geschichte im Rifugio ist hier sein Vermittlungstext verewigt:

Braccobaldo landete Anfang 2014 im Rifugio. Seine Geschichte davor wird er auf ewig für sich behalten. Er wurde von der Straße aufgesammelt, Straßenhunde auf der herrlichen Urlaubsinsel machen sich nicht gut. Seine erste Station im Rifugio war ein Käfig, Neuankömmlinge werden separiert. Braccobaldo verstand die Welt nicht mehr, die noch wenige Stunden zuvor viel Freiheit versprach. Er wollte sich nicht anfassen lassen und zeigte dies auch.

Im Laufe der gut zweieinhalb Jahre, die Braccobaldo nun im Rifugio lebt, arrangierte er sich in verschiedenen Gehegen mit seiner misslichen Situation und schlug sich so durch in wechselnden Rudeln. Niemals fiel er unangenehm auf, er meisterte irgendwie diesen Härtefall, der sein Leben nun bestimmte und vielleicht war sein erstes Leben ja noch wesentlich härter und misslicher als dieses nun. Braccobaldo fing an, munter und regelmäßig mehrmals täglich die Futterwanne zu erleichtern und nun ist er dick. Er baute eine Freundschaft zu dem Rüden Tobia Pito auf, mit dem er seit Beginn an zusammenlebt. Er entdeckte irgendwann, dass die Menschen, die in sein Gehege kamen, nett sind und öffnete sich mehr und mehr. Heute ist er ein total menschenbezogener Hund, der sich über jede Streicheleinheit freut. Sein Bellen ist wie ein Reibeisen, krass und witzig.

Man kann sagen, dass Braccobaldo ein absolut freundlicher und liebenswerter Hund geworden ist. Noch niemals hat er es vermutlich richtig gut gehabt, aber er hat Vertrauen zu den Menschen, die sein Gehege aufsuchen und kennt keine Angst und Scheu. Er ist ein kleiner, hübscher Haudegen, der das Beste aus dem Leben macht, was ihm das Schicksal beschert hat.

Wir sind uns sicher, dass Braccobaldo ein toller Gefährte an der Seite von einer lieben Familie wäre, einer Familie, die auf Vielohrhunde steht, die Jagdhundschlappohren süß findet und deren Herz nun gerade höher schlägt beim Anblick der Fotos von Braccobaldo. Er hat sicher viel Potenzial, um sich in einer neuen, glücklichen Welt auf die vielen, neuen Umweltreize einzustellen und eine Bindung zu seinen Menschen aufzubauen. Braccobaldo kann gut Bewegung und geistige Auslastung gebrauchen, eine aktive Familie wäre ideal für ihn. Dann kommt seine Figur auch schnell wieder in Topform!:-) Und? Haben Sie sich in den süßen Haudegen im besten Alter verliebt?

Ja, es hat sich eine liebe Familie in den süßen Haudegen verliebt, Braccobaldo ist am 12.8. zu seiner Familie nach Nordenham gereist…. für eine viel zu kurze Zeit…..