09.10.2018 – Fiume

Fiume fand sein Zuhause am 09.10.2018.

Zeit zu leben!

Lieber Fiume, viel zu lange musstest du auf dein Glück warten, viel zu lange hat es gedauert, bis du endlich deine Chance bekommen solltest! Aber jetzt bist du angekommen – in deiner Familie, die dich so liebt, wie du bist, mit all deinen Ängsten, die du im Gepäck hattest!

Der Gedanke daran, dass du gemeinsam mit deinem Bruder Fux fast 11 Jahre deines Lebens im Canile Tortoli verbracht hast, schnürt mir noch immer die Kehle zu! Ihr ward noch Winzlinge, kaum vier Wochen alt, als ihr gefunden und ins Tierheim gebracht wurdet. Ihr seid zu stattlichen Burschen herangewachsen und als ihr noch jung ward, hattet ihr sicherlich noch viel Hoffnung und eure Augen strahlten. Die Wochen, Monate und Jahre zogen jedoch ins Land, ohne dass sich jemals etwas für euch änderte. Irgendwann habt ihr aufgegeben, der Glanz in euren Augen erlosch, grenzenlose Langeweile war stets euer treuester Begleiter. Das Leben hat dich und deinen Bruder Fux mehr als 10 Jahre lang bitterlich bestraft!

Doch 2018 sollte dann endlich EUER Jahr werden! Nachdem zunächst dein Bruder Fux auf eine liebevolle Pflegestelle nach Deutschland ausreisen konnte, durftest auch du Ende August dein Köfferchen packen. Die ersten drei Tage durfte ich persönlich mit dir verbringen, weil deine Pflegefamilie dich erst dann aufnehmen konnte. Nach deiner Ankunft in unserem Garten öffnete ich deine Box und es dauerte nicht lange, bist du diese verlassen hast. Du schnuppertest ungläubig den Boden ab und hast dich nach wenigen Metern auf den Rasen gesetzt. Zum ersten Mal in deinem Leben spürtest du Gras unter den Pfoten, zum ersten Mal andere Gerüche, Geräusche und deine Augen durften etwas anderes wahrnehmen, als Betonboden und Gitterstäbe. Du warst völlig überfordert, zittertest am ganzen Körper – ich setzte mich neben dich auf den Boden, streichelte dich und mir liefen dicke Tränen übers Gesicht! Du schautest mich angsterfüllt und ungläubig an und ich versprach dir, das allerbeste Zuhause für dich zu finden.

Drei Tage später wurdest du von deinem Pflegefrauchen in Empfang genommen und nach wenigen Tagen erhielt ich die schockierende Nachricht, dass du in einem unglücklichen Moment deine Chance genutzt hattest und durch die Haustür herausmarschiert bist. Fünf Tage lang warst du wie vom Erdboden verschluckt. Alle Bemühungen, dich zu finden, waren erfolglos und mit jeder Stunde stieg die Angst, dass dir etwas zugestoßen war. Dann plötzlich die erlösende Nachricht, dass du in der Nähe des Hauses gefunden und ins örtliche Tierheim gebracht worden bist!

Dein Pflegefrauchen hatte es möglich gemacht, dass du nach so langer Zeit das Tierheim verlassen konntest – dennoch bestand die Gefahr, dass du wieder ausbüxen würdest und so erklärte sich ein befreundetes Paar der Pflegestelle bereit, dich vorübergehend aufzunehmen.

Leider meldete sich in den folgenden Wochen niemand für dich und so drängte irgendwann die Zeit und ich schrieb erneut einen Aufruf für dich. Es konnte doch nicht sein, dass niemand ein Körbchen für einen so liebenswerten Hunde-Opi frei hat! Und siehe da, endlich rief mich eines Tages dein Frauchen an – ich hätte vor Freude in die Luft springen können, denn noch während unseres Telefonats wusste ich, es ist ein Traumplatz, den du dort bekommen würdest! Eine Familie, die die nötige Geduld, Zeit und Liebe für dich hat und keine Erwartungen an dich stellt! Menschen mit einem riesengroßen Herzen für die wirklich armen Seelen, die dich ohne Wenn und Aber auf deinem neuen Lebensweg begleiten würden.

Fiume, du hast am 09.10.2018 deinen Platz in deiner eigenen Familie und in der Mitte eines tollen Hunderudels gefunden und hörst nun auf den Namen Lazlo. Jetzt ist DEINE Zeit endlich gekommen und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du noch viele gesunde und glückliche Jahre haben wirst und das Leben deiner Familie in 32351 Stemwede weiterhin jeden Tag ein Stück weit bereichern wirst.

Vielen Dank an Lazlos tolle Familie, die sich nicht nur der Herausforderung „Angsthund“ gestellt hat, sondern mit ihm auch einen Senior aufgenommen hat, der bis zu seiner Ankunft in Deutschland nichts außer seinem Zwinger kannte und die sich durch nichts haben davon abschrecken lassen, Lazlo das längst verdiente Glück zu schenken, worauf er fast 11 Jahre lang warten musste.

Lesen Sie hier die Zeilen seines Frauchens:

“Als mein Mann und ich Lazlo (damals hieß er noch Fiume) zum ersten Mal auf seiner Pflegestelle sahen, waren wir beide ziemlich erschrocken. Vor uns saß ein zutiefst ängstlicher Hund, der sich nur in Zeitlupe bewegte, den Kopf wegdrehte und nichts mit uns oder dem Rest der Welt zu tun haben wollte. Dazu war er auch noch Anaplasmose- und Ehrlichiose-positiv und hatte Herzwürmer. Aber auf der Pflegestelle konnte er nicht mehr lange bleiben – und er machte gleichzeitig so einen lieben und ruhigen Eindruck, dass wir beschlossen, ihn aufzunehmen.

Ein paar Tage später zog Lazlo dann bei uns ein. Er legte sich auf einen Platz neben dem Sofa und rührte sich die nächsten paar Wochen nur vom Fleck, wenn wir ihn an die Leine nahmen und mit ihm in den Garten gingen (was er überhaupt nicht mochte), oder mit unseren anderen beiden Hundesenioren auf einen Spaziergang mitnahmen. Dabei wirkte er immer reichlich gestresst und zuckte nicht nur bei jedem Geräusch zusammen, sondern auch wenn einer von uns eine ausladende Bewegung machte. Wenn man ihn direkt ansah, blieb er erschrocken stehen und drückte sich mit eingezogener Rute von uns weg. Die anderen beiden Hunde ignorierten ihn völlig; es war, als wäre er mehr ein „Nichts“ als ein Hund.

Das alles ist jetzt drei Monate her und Lazlo hat enorme Fortschritte gemacht. Zuerst fing er an, vorsichtig das Haus zu erkunden, gleichzeitig wurde er beim Gassigehen immer entspannter und läuft inzwischen mit schwingender Rute – wie die anderen – an der Leine vor uns her. Seine Mittelmeer-Krankheiten sind behandelt worden und er ist nicht mehr halb so scheu, wie er war.

Leckerlis frisst er aus der Hand und er folgt uns immer öfter in die Küche oder ins Esszimmer, um zu sehen, was wir so machen. Auch der Garten hat seinen Schrecken verloren; Lazlo erkundet ihn Stück für Stück. Spazierengehen mag er nun auch gerne und wenn er seine Freundin, eine junge Schäferhündin aus der Nachbarschafft, trifft, wedelt er wie wild. Mit unseren anderen Hunden kommt er gut aus, besonders unserem alten Rüden hat er sich angeschlossen, nachts schlafen beide gemeinsam im Wohnzimmer.

Zwar ist er Menschen gegenüber immer noch sehr zurückhaltend und geht von alleine nicht auf sie zu, doch er lässt sich von allen streicheln und gibt uns zu verstehen, wenn er länger gekrault werden möchte. Manchmal wedelt er ganz kurz und zaghaft, wenn er uns sieht, und dann freuen wir uns natürlich enorm. Ich finde, er hat sich in recht kurzer Zeit ganz toll entwickelt.

Nur Alleinbleiben mag er gar nicht, wenn er das Gefühl hat, dass niemand da ist, bellt er, aber das kommt bei drei Hundekumpeln so gut wie nie vor. Jedenfalls sind wir alle sehr glücklich, dass wir ihn adoptiert haben.

Vielen Dank an das STREUNERHerzen-Team, dass uns bei allem so gut unterstützt hat!”