Zahnerkrankung FORL

Was ist FORL?

FORL steht für Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen an den Zähnen.

Diese Zahnerkrankung zählt zu den schmerzhaftesten Erkrankungen der Katze. Sie ist weit verbreitet und betrifft beinah jede dritte Katze, bei älteren Tieren ab 5 Jahren sogar jede zweite Katze.

Bei FORL greift der Körper die eigenen Zähne an!

Einen Grund der Erkrankung konnte man bisher nicht klar ausmachen. Verschiedene Faktoren stehen im Gespräch:

  • Chronische Entzündungen des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch, Wurzelzement, Kieferknochen und Parodontalfasern)
  • Viren, Abweichungen in der Immunantwort, mechanischer Stress
  • Favorisiert wird aber vor allem eine Störung im Calciumhaushalt.

Während man sich bei der Ursache noch nicht im Klaren ist, kennen wir aber die Entstehungsweise. Bei der Erkrankung kommt es zu einer Aktivierung der körpereigenen Zellen, die aktiv Zahnhartsubstanzen (Zement, Dentin oder Schmelz) auflösen. Es beginnt mit der Auflösung von Wurzelanteilen und ist daher dem Auge des Betrachters nicht zugänglich. Dort entstehen Löcher, die immer tiefer in die Zahnwand reichen und größer werden. Da dieser Prozess immer weiter geht, wird der Zahn brühig und bricht schließlich auch ab.

Die messerscharfen Abbruchkanten und -spitzen schneiden oder stechen in das Zahnfleisch, die Zunge und die Mundschleimhaut. Schmerzhafte Entzündungen und Gewebewucherungen sind die Folge.

Danach lösen sich die Zahnhartsubstanzen auf, welche dann im späteren Verlauf auch die Zahnkrone betrifft. Erst im letzten Stadium findet man gut sichtbare riesige Defekte an der Zahnkrone; kleinere Defekte werden dagegen durch das entzündliche Zahnfleisch oder aber Zahnstein oft verschleiert.

Tatsächlich scheint eine Art Autoimmunkrankheit hinter FORL zu stecken. Es bedeutet, dass das körpereigene Abwehrsystem Körperzellen oder Gewebe angreift, anstatt sich gegen Krankheitserreger zu wenden oder Schadstoffe zu eliminieren. Autoimmunerkrankungen stellen die Wissenschaft trotz intensiver Forschung immer noch vor große Rätsel.

Wie äußern sich nun FORL?

Zu Beginn sind die Tiere meistens völlig unauffällig. Kein Hinweis auf die beginnenden Auflösungserscheinungen im Wurzelbereich. Wenn dieser Defekt allerdings Kontakt zur Mundhöhle und damit zur Mundhöhlenflora mit allen Bakterien bekommt, entsteht die extreme Schmerzhaftigkeit der Erkrankung. Der Zahnnerv bleibt hierbei ohne nennenswerte Abwehrreaktion. Bei Karies, zum Beispiel, versucht der Zahn durch die Bildung von Dentin sich vom einbrechenden Reiz zu befreien. Bei FORL wird der Nerv vom Angriff überrascht und steht plötzlich im Freien.

Dass Zahnschmerzen mit zu den unangenehmsten Scherzen gehört, hat meist jeder schon am eigenen Leib erfahren dürfen. Dramatisch ist nun, dass zumeist ja nicht nur ein Zahn von der FORL-Problematik betroffen ist und es somit zu einer Multiplikation der Schmerzen kommt.

Wie sind die Symptome?

Die Erkennung der Symptome ist nicht ganz einfach, da diese häufig unspezifisch sind bzw. den Unerfahrenen nicht auf die Fährte der eigentlichen Erkrankung führen. Hierzu gehören in unterschiedlicher Kombination:

  • Änderung des Verhaltens bei der Futteraufnahme
  • Wechsel von Hart- zu Weichfutter oder umgekehrt
  • Wiederfallenlassen des Futters
  • Aufschreien beim Fressen, vor dem Futter sitzen aber nichts oder nur wenig aufnehmen
  • Mundgeruch
  • Vermehrtes Speicheln
  • Zähneknirschen
  • Kopfschieflegen und viele andere mehr.

In der Mundhöhle zeigen sich folgende Symptome:

  • Zahnfleischentzündung von geringgradig bis hochgradig, die Krone zum Teil bedeckendes, anscheinend “hochwachsendes” Zahnfleisch
  • Zahnkronendefekte
  • Fehlende Zähne; meist nicht wirklich fehlend, sondern im Bereich des Zahnhalses abgebrochen. Es bleibt eine Schleimhauterhebung mit variierendem Entzündungsgrad.

FORL Typen

Man unterscheidet grundsätzlich 2 Typen von FORL:

  • FORL Typ 1 entsteht meist zusammen mit Entzündungen der Mundhöhlenschleimhaut (Stomatitis) und des Zahnhalteapparats (Parodontitis), häufig verbunden mit Zahnbelag und Zahnstein. Bei diesem Typ finden, neben der Veränderung an den Zähnen, auch Abbauvorgänge an den Zahnfächern statt. Der Bereich der Zahnkrone ist in der Regel nicht betroffen, die Zahnfleischfurche bleibt, in Richtung Zahnwurzel, der Läsion erhalten.

    Das Zahnfleisch ist stark gerötet, ödematisiert und eventuell treten Zubildungen des Zahnfleisches auf. Die eigentlichen Läsionen am Zahnhals sind daher meist nicht sichtbar. Die Diagnose kann anhand einer Sondierung der Zahnfleischfurche und der Anfertigung einer Röntgenaufnahme gestellt werden. Letztere zeigt einen Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel.

  • FORL Typ 2-Läsionen entstehen zunächst ohne entzündliche Beteiligung, obwohl im weiteren Verlauf eine Parodontitis entstehen kann. Der Zahnabbau findet ohne einen Umbau des Zahnfachs statt. Durch Umbauvorgänge und Verwachsungen geht die Zahnfleischfurche verloren. Im Gegensatz zum Typ 1 finden sich in der Regel auch Reparaturvorgänge mit Ablagerung von Ersatzgewebe.

    Bei dieser Form erscheinen klinisch daher die Zähne zunächst gesund und allenfalls kleine, örtlich begrenzte Zahnfleischentzündungen sind sichtbar. Erst mit der weiteren Aushöhlung des Zahns und eventuellen Ausbrüchen der Zahnkrone werden die Prozesse sichtbar. Bei der Röntgenuntersuchung ist der Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel sichtbar. Die Zahnfleischfurche lässt sich nicht sondieren.

Behandlung von FORL

Da die Erkrankung im Wurzelbereich beginnt, sind Füllungen im Kronenbereich zur Erhaltung solcher Zähne völlig zwecklos. Das Fortschreiten kann hierüber nicht verhindert werden.

Die derzeit beste Behandlungsmöglichkeit besteht in der vollständigen Entfernung dieser Zähne inklusive aller Wurzelanteile. Lediglich in bestimmten Fällen von Typ 2, also bei entzündungsfreiem Ersatz der aufgelösten Wurzelsubstanz, kann mittels einer so genannten Kronenamputation die Krone im Bereich des oberen Wurzeldrittels entfernt und die Schleimhaut darüber mittels Naht verschlossen werden. Einem solchen Vorgehen müssen sich röntgenologische Nachkontrollen anschließen, um im Falle einer Infektion des Geschehens die Reste der Wurzel zu entfernen.

Leider handelt es sich bei der Behandlung von FORL nicht um eine wirkliche Heilung, da nicht der gesunde Ausgangszustand wieder hergestellt werden kann. Sie stellt im Moment jedoch die einzige Möglichkeit dar, wieder ein schmerzfreies Leben mit guter Lebensqualität zu ermöglichen.

Futter kann auch bei stark reduzierter Zahnanzahl oder bei völliger Zahnlosigkeit von der Katze gut aufgenommen werden oder zumindest wesentlich einfacher und schmerzfreier, als wenn FORL-Defekte weiter bestünden.

Auf eine gut geführte Narkose, am besten Inhalationsnarkose, sollte geachtet werden, da die Entfernung von FORL betroffener Zähne nicht einfach ist. Durch die Umbauprozesse an der Wurzel sind Kieferknochen und Wurzel häufig miteinander verwachsen, so dass es notwendig werden kann, sich über Zahnfleisch und Kieferknochen einen Zugang zur Wurzel zu verschaffen. Eine Wundnaht über den leeren Zahnfächern erleichtert die Heilung und verhindert das Einpressen von Futter.