Nerone fand sein Zuhause am 07.02.2015 (Happyend-Story)
Don Camillo oder der “Opa” aus Italien!
Gerne möchte ich Ihnen die ersten Bilder von Nerone, der nun Don Camillo, von meinem Freund liebevoll Calle, genannt wird, senden.
Er ist so gar nicht das, was ich erwartet hätte. Er ist ein außerordentlich toller Hund!! Das steht unwiderruflich fest!!
Ich dachte nur, ich bekomme einen ruhigen alten italienischen Opi, der es liebt ruhige Spaziergänge zu machen und dann zufrieden in seinem Bett schlummert…dem ist aber mit Nichten so! Nach der ersten Woche war ich, um ganz ehrlich zu sein, nicht wirklich davon überzeugt, dass wir ein harmonisches Duo abgeben…Camillo zog mich vom ersten Tag an so schnell und so lange wie möglich durch die Landschaft. Es gab kein rechts und kein links, Hauptsache RENNEN!!Jagen wäre natürlich auch toll, aber mit so einem Menschen hinten dran irgendwie witzlos. Große Sorge bereitete mir vom ersten Tag an sein Ekel vor wirklich jeder Art von Fressen. Zunächst nahm ich an, es seien seine überaus schlechten Zähne, die ihm das Fressen verleideten. Diese wurden so schnell als möglich “restauriert” und meine Hoffnung, er würde nun fröhlich fressen, bewahrheitete sich leider nicht. Die Blutwerte sind nun da und es steht fest, dass es seine schlechten Nierenwerte sind, die es ihm fast unmöglich machen zu fressen. Er bekommt nun eine spezielle Nierendiät und mit der gleichzeitigen medikamentösen Behandlung, bekommt er nun (hoffentlich ständig wachsenden) Appetit! Wenn ich über den Tag verteilt um die 200-250gr in Camillo hinein kriege bin ich wirklich schon glücklich.
Umso erstaunlicher ist, woher er diese endlose Ausdauer im Alltag nimmt. Wir haben hier in der Nähe einen sehr großen Freilauf, hoch eingezäunt, mit 2 Sicherheitstüren. Dort lasse ich Camillo guten Gewissens von der Leine. Wenn er könnte würde er vermutlich dort den ganzen Tag verbringen und mit anderen Hunden laufen, stöbern und spielen. Ohne Leine ist Camillo ein super sozialer (nicht zu vergessen: unkastrierter Rüde) Hund!!
An der Leine gibt es hier bei mir im Dreh, 3 ebenfalls unkastrierte Rüden, denen wir besser aus dem Wege gehen…
Seine aller, aller größte Leidenschaft ist es jedoch in einem sehr hohem Tempo zu rennen. Dieses Verlangen kann ich nur stillen, in dem ich mit Camillo Fahrrad fahre…Zunächst hatte ich bedenken, wollte ihn nicht überfordern. Er ist vom ersten Moment an wie ein ausgebildeter Schlittenhund gelaufen. Er gibt das Tempo vor, ich fahre im Abstand von ca. 6-8m hinter ihm her. Die Leine ist dabei immer entspannt, denn obwohl die Röntgenbilder der Hüfte, der Wirbelsäule und des gesamten Bewegungsapparates für einen Hund in seinem Alter super gut sind, möchte ich nicht, dass seine Knochen Gewicht ziehen müssen. Ich habe mit 10min laufen begonnen…als wir dann “normal”(im Rennschritt) weiterliefen, blickte er mich schon ziemlich fragend und vorwurfsvoll an…was war das denn bitte, kannst du etwa nicht mehr?:-)) Nun sind wir mittlerweile bei einem Trainingspensum von ca. 2x täglich 1- 1,5 Stunden Fahrrad fahren angelangt. Zusätzlich morgens eine halbe Stunde 1. Pinkelrunde, gerne natürlich möglichst täglich im Hundeauslauf, sowie abends ebenfalls mindestens noch einmal 0,5 bis 1 Stunde laufen. Am liebsten mit seinen 4 Hundekumpels aus der Nachbarschaft. Einem Mopsrüden (unkastriert), einer kleinen polnischen Straßenhündin, einer Riesenschnauzer-Mix Dame und einem imposanten Schäfer-Mix Rüden (ebenfalls unkastriert). Ja, so macht ihm das Leben Spaß!!!
Ich musste mich von der Vorstellung einen gemütlichen Opi zu haben gedanklich verabschieden… Nun ist der Groschen aber gefallen und ich genieße das viele draußen sein sehr. Was mir allerdings Sorge bereitet, ist Camillos großes Bedürfnis nach “Rudel”! Zum einen würde ich ihm dies natürlich mit einem zweiten Hund gerne geben, aber was für ein Hund kann das sein??
Auch sei noch zu sagen, dass er Kinder liebt und Menschen generell. Er geht auf jeden freundlich zu!
Nachts schläft er leise säuselnd in einem seiner 2 Betten und träumt von wilden Abenteuern. Nur in seinen Träumen bellt er auch! Sonst ist er ein sehr stilles Wesen.
Ich freue mich jeden Tag über dieses außergewöhnliche Tier und das er mir, nach all den Jahren die er in Gefangenschaft gesessen hat, so selbstlos vertraut! Das ist ein schönes Geschenk!!
Ich möchte Danke sagen! Danke an Sie, Danke an Frau Richter und allen ein herzliches Dankeschön die ein Ohr und Zeit für mich am Telefon hatten, als es mir nicht schnell genug gehen konnte …
Liebe Grüße und bis bald Pascale Ch.
Ein wunderschönes Happyend für Nerone. Doch was der Rüde alles bis zu diesen glücklichen Momenten durchmachen musste, möchten wir Ihnen auch gerne erzählen.
Nerone kam irgendwann in das Tierheim, was ihm widerfahren ist weiß heute keiner mehr und kann auch nicht nachgesehen werden. Die Tierärztin kennt ihn schon seit sie dort arbeitet, hat ihn von ihrem Vorgänger als „Unberechenbar“ übernommen. Die ganze Zeit hat sie ihn nicht einmal schlecht gelaunt erlebt, dass er Menschen oder Hunde angegriffen hätte und hat sich immer wieder gefragt, warum er unberechenbar sei. Irgendwann wurden wir auf den Hundemann aufmerksam und erfragten die Daten. Dabei erzählte uns die Tierärztin von der Auskunft des vorigen Tierarztes. Wieder ließen wir Monate verstreichen, besuchten den mittlerweile alt gewordenen Rüden immer wieder in seinem Gehege. Auch zu uns war er immer toll, zu seinen Artgenossen war keine Aggressivität zu erkennen, zumal hier immer Hunde kamen und gingen, nur er blieb zurück. Eine Zeitlang verteidigte er vor den anderen Hunden die Fressnäpfe und schob sich das Trockenfutter zahlreich hinter die Kiemen.
Wir entschlossen uns, ihn aufzunehmen und sollte es Interessenten geben, dann müssten wir genau hinschauen, genau erklären und darauf vorbereiten. Aber wir wollten ihm diese Chance geben.
Das letzte Mal im Oktober 2014, als wir ihn besuchten, bat die Tierärztin uns händeringend ein Zuhause zu finden. Sie sagte „Nerone ist alt geworden, er wird hier sterben, wenn Ihr nicht bald ein Zuhause findet“. Diese Worte hallten mir persönlich nach. Auch seine Vermittlerin war sehr traurig, dass sich niemand für Nerone fand. Seine Äußerlichkeit entspricht wahrscheinlich nicht einem Schönheitsideal, aber es musste doch jemanden geben, der hinter die Fassade schaut und diesem freundlichen Rüden ein Zuhause schenkt. Und auf einmal ging alles ganz schnell…
Wir bekamen eine Anfrage für einen alten Hund. Er sollte eine wirklich arme Seele sein und so gingen wir die Hunde durch. Für Nerone, wo wir noch nicht wussten, wie er in Deutschland sein würde, eigentlich genau der richtige Platz. Keine anderen Tiere, Frauchen hat viel Zeit und Hundeverstand. Nun galt es zu hoffen, dass die Wahl auf ihn viel! Dann kam der erlösende Anruf: NERONE SOLL ES SEIN! SEIN VERZOGENES GESICHT IST NIEDLICH UND KEIN GRUND DIESEM HUND KEIN ZUHAUSE ZU SCHENKEN!
Also lief alles seinen Weg, die Formalitäten wurden gemacht und dann das Datum der Einreise fixiert: 07.02.2015! Es sollte das neue Geburtsdatum von Nerone werden, ein neues, freies, aber behütetes Leben tauschen gegen die Einsamkeit, die Leere, die Enge, die Kälte und die Hitze.
Als er ankam begrüßte er uns freundlich, ließ sich das Sicherheitsgeschirr umlegen und glänzte mit seinen treuen, großen Augen. Sein Frauchen war direkt verliebt und so machten sie sich auf in das neue Zuhause. Die Nachrichten danach konnte keiner von uns glauben. Nerone ein fantastischer, toller, geselliger und freundlicher Hund. Spielt mit Welpen, mit erwachsenen Hunden, mit Rüden und Hündinnen, liebt die Menschen und vor allen Dingen die Bewegung. Seine Zähne machten ihm große Probleme und seine Nierenwerte sind nicht optimal. Die Zähne wurden nach dem Befund des Mittelmeerchecks gemacht und an der Nierenproblematik arbeiten die Ärzte und natürlich sein Frauchen.
Wir sind mega-mega-mega glücklich, dass Nerone so ein toller Hund ist und weder die Tierärztin noch wir den Schritt bereuen Nerone nochmal ein Gesicht gegeben zu haben. Natürlich gehört für den letzten Schritt, nämlich sein großes Glück, sein Frauchen dazu, die sich absichtlich für einen alten Hund entschieden hat.
Wir wünschen Nerone und seinem Frauchen von Herzen eine super tolle und vor allen Dingen lange Zeit miteinander. Sicherlich werden wir immer mal wieder von Nerone in unserer Rubrik „Schau mal“ berichten. Nerone, der nun Don Camillo genannt wird, ist in 25704 Meldorf endlich Zuhause!