Manolo fand sein Zuhause am 28.05.2015 (Happyend-Story)
Lieber Manolo,
du und deine vier Geschwister landeten in unserem Kooperationstierheim, der L.I.D.A. in Olbia. Auch ihr habt keine Geschichte. Was man über euch sicher weiß, ist, dass ihr unerwünscht und überflüssig wart… Man quartierte euch im Ambulatorio in einem Quarantänekäfig ein, weil in anderen Gehegen für euch kein sicherer Platz war. Doch war es eine denkbar schlechte Zeit, mitten im kalt-nassen Winter, als fünf von rund 100 Welpen und Junghunden.
So nahm euch Antonietta, eine Mitarbeiterin der LIDA, die immer wieder Welpen aufnimmt, die es sonst nicht schaffen, mit nach Hause. Sie hat euch bestens gepflegt und gehegt, ihr wurdet kräftiger und konntet so auch die Impfungen gut verkraften.
Es schien sich nun endlich alles zum Besten zu wenden für euch, denn auch für euch Geschwister kamen nach und nach sehr passende Anfragen. Eure Schwester Manola sollte bei Antonietta bleiben, deren Hündin gerade gestorben war.
Als eure Ausreise kurz bevorstand, gab es Problem. Die neuen EU-Ausweise, die zu Beginn des Jahres 2015 eingeführt wurden, waren aus und es sollte – so die italienische Veterinärbehörde – Wochen dauern, bis neue Pässe für die Region Olbia eintreffen. Für euch Kleinen bedeutete dies, doch für einige Wochen wieder zurück in die LIDA zu müssen, in eines der betonierten Welpengehege, ohne die Nestwärme. Wieder gab es neue Notfellchen, die auf Antoniettas Hilfe angewiesen waren…
Und auch für deine Familie, die sich nach reiflichen Überlegungen und langen Telefonaten entschieden hatte, dich zu adoptieren, war das eine harte Nachricht. Ich konnte so gut mitfühlen, wie quälend die Warterei für sie war – und war dankbar, dass nie Vorwürfe zu dieser schwierigen Situation kamen.
Als es dann endlich doch so weit war, dass ihr fliegen konntet, war die erste Rückmeldung dann so voller Begeisterung, dass ich sie hier (fast) ungekürzt einstellen möchte – ich hatte so viel Freude beim Lesen:
„Also uns geht es sehr gut. Die Tage sind ein einziges Abenteuer und ein großes Glück. An dieser Stelle ist es vielleicht geboten, eine Warnung auszusprechen: Das wird eine längere Email!
Manolo ist wirklich ein ganz großer Schatz und er wird von allen geliebt. Du kannst es dir nicht vorstellen….Es ist wie Cäsar es schon seinerzeit richtig formulierte: veni, vidi, vici! Er kam, er sah, er siegte…. Meine Eltern sind hin und weg, meine Schwiegereltern waren im Sturm erobert, mein Bruder und seine Frau….meine Freunde. Keiner kann ihm widerstehen.
Auch die Leute auf der Straße sprechen mich auf ihn an und sind beeindruckt von seiner Ruhe und Ausgeglichenheit und natürlich von seinem aparten Aussehen. Ja, wir können schon ganz gemütlich mit ihm im Café (also draußen) sitzen. Er legt sich hin, betrachtet alles um sich herum oder legt den Kopf auf die Pfoten und döst. Auch dort sind wir schon angesprochen worden: „Ich beobachte ihren Hund schon eine ganze Zeit. Der ist ja so süß! Darf ich ihn mal streicheln?“ Da stand eine junge Frau vor uns – wir waren perplex! Solche und ähnliche Situationen ereignen sich oft und so kommt es, dass je nach Tageszeit, wir im Schnitt eine Stunde für einen Gang brauchen, wobei die reine Laufzeit ca. 30 min beträgt.
Nein, Marion, da gibt es nix, wir sind stolz wie Bolle auf ihn und es gibt für uns keinen schöneren Hund!
Auch das Autofahren ist nach wie vor kein Problem. Wir sind gleich am nächsten Tag zum Fressnapf gefahren und haben ihm ein Geschirr gekauft, sowie einen Sicherheitsgurt für das Auto. Bei der Gelegenheit muss ich anmerken, dass mir euer Geschirr ein guter Guide war, denn diese gepolsterte Variante fand ich sehr gut und wäre ohne diese Erfahrung wohl nicht auf unser aktuelles Geschirr gekommen, sondern eher auf eine reine Gurtkonstruktion.
Irgendwie komplettiert er hier alles. Momentan sitze ich in unserem Arbeitszimmer, dass Ralf aufgrund meines Studiums nur noch das „Studiosius-Zimmer“ nennt: Nino liegt vor mir auf der Fensterbank und schläft, Jussie links neben meinem Schreibtisch in seinem Körbchen und Noli hinter mir neben dem Sofa und dem Nachtschrank in seinem Körbchen und alle dösen so vor sich hin. Seit dem Studium wird hier viel klassische Musik gehört (ich finde, dass man damit besonders gut lernen kann) und so komplettiert es die ruhige Atmosphäre.
Wir haben schon einen bestimmten Bekanntheitsgrad im Dorf. Das liegt aber auch an unserer Katze Mary, denn sie findet Manolo toll! Was dazu führt, dass sie mit uns spazieren geht, was wiederum den Leuten nicht verborgen bleibt!
Ja, und die guten Ratschläge….manche sind nützlich, manche nerven ungeheuerlich. Ich muss das so sagen, auch wenn ich weiß, dass es die Leute nur gut meinen.
Ich habe am Freitag gleich im Internet gesurft, um mir ein paar Tipps und Tricks fürs Stubenrein zu holen und mir das rausgesucht, was mir am Sinnvollsten erschien, und was soll ich dir sagen: Manolo ist seit Samstag (der auch Ralfs Geburtstag ist) stubenrein! Sein Geburtstagsgeschenk für ihn… Nun haben wir hier einen Zeitplan, der da heißt „Morgens, mittags, nachmittags und abends vorm Zubettgehen“. Und beim Pipi-Machen oder Käckeln immer loben als hätte er die Menschheit vorm Untergang gerettet. Klappt wie blöd! Und wenn es ihm doch mal im Haus passiert, so muss ich sagen, dass es unsere eigene Schuld ist, weil wir noch nicht ganz unsere Zeitplanung in der Praxis umgesetzt haben.
Heute war ein in vieler Hinsicht anspruchsvoller Tag. Morgens hatte ich meine Therapiestunde und Noli musste zum ersten Mal mehrere Stunden ohne mich auskommen. Es ist schon so. Für ihn bin ich die Einzige und ich weiß nicht warum!
Als ich das Haus verlassen hatte, fiepte er wie verrückt und war ganz von der Rolle. Ralf ist dann mit ihm losgezogen, ihn abzulenken. Das klappte ganz gut. Nachher konnte er sich hinlegen und ein wenig dösen, hatte aber immer ein Ohr auf die Tür.
Nachmittags wollten wir in den Garten. Ich zog meine alten Gartenklamotten an, ging mit Manolo in den Garten und natürlich kippten mir Spaten und Hake vorher im Keller mit lautem schepperndem Geräusch um. Das hat ihn völlig verunsichert. Das Ergebnis war, dass ich mich nicht mehr nähern konnte. Er knurrte und bellte mich an. Ralf musste kommen, um ihn zu beruhigen. Ich war erschüttert, dass er mich nicht mehr an sich heranließ und war untröstlich. Wir haben ihn dann im Garten festgemacht und ruhig vor uns hingearbeitet. Er lag da und beobachtete alles. Gegen sechs bin ich reingegangen, um mich für den Spaziergang umzuziehen. Danach ging ich wieder zurück, um noch mit Ralf ein paar Sachen zu besprechen. Auf einmal fühlte ich ein paar Pfoten an der Wade und er streckte sich mir schwanzwedelnd entgegen. Ich war so glücklich und Ralf hatte tatsächlich recht gehabt als er meinte: „Du riechst nicht so wie sonst. Er erkennt dich nicht und ehrlich gesagt, kann ich das verstehen. Du müffelst wie 100 Wertarbeiter nach 10 Stunden Akkord mit deiner versüfften Latzhose!“
Wir passen auf ihn auf und wir lassen ihn seine Erfahrungen machen. Das können wir ihm nicht ersparen weil wir denken, es gehört zum Erwachsenwerden dazu. Sicher hatten wir ein Auge bei der Zusammenführung von Hund und Katze, aber wie weit er bei welcher Katze gehen kann, dass können nur die beiden Parteien unter sich ausmachen. Ebenso bei dem Kontakt mit fremden Hunden und anderen Menschen. Natürlich achten wir auf die Reaktion der anderen: schauen sie freundlich und &xnbsp;wirken sie verständnisvoll, wenn Manolo zu ihnen kommt und sie beschnüffelt oder falls sie mit Hund kommen, wie ist das? Rufen sie uns zu, dass er keine anderen Hund leiden kann? Oder stellt sich die Antipathie erst beim Beschnüffeln ein? Dann unterbrechen wir das natürlich sofort. Aber grundsätzlich möchten wir den Kontakt zu anderen Hunden, denn wir möchten uns dieses Freundliche und Unbedarfte erhalten und denken, es wäre kontraproduktiv, ihn von den anderen wegzuzerren.
Das führt mich zu den Verpflichtungen des Lebens.
Seit heute hat Manolo eine Hundemarke. Ich war nach meinem Therapietermin bei der Behörde und habe ihn angemeldet. Zuhause angekommen, habe ich die Versicherung angerufen. Wir haben Donnerstag einen Termin für die Haftpflichtversicherung. Morgen geht’s zum Tierarzt zum allgemeinen Check und dem Mittelmeercheck.
Bezüglich Hundeschule bin ich seit heute mit Outdogs und Wattpfoten in Verbindung.
Das Geschirr ist heute Nachmittag bei der Post aufgeben worden. Es müsste morgen, spätestens übermorgen in Brühl bei euch eintrudeln. So, nun mach ich Schluss. Ich glaube, das reicht erstmal. Ich schicke dir noch eine zweite Email mit Photos, da der Server irgendwie nur eine begrenzte Kapazität hat.
P.S. Noli liegt nun auf dem Schafsfell und schläft. Er war auch den ganzen Tag an der frischen Luft!“
Lieber Manolo, dein Frauchen sollte ein Buch über eure Zeit schreiben! Wir sind gespannt auf Fortsetzungen.
Manolo zog langersehnt am 28.05.2015 ohne Wenn und Aber in sein Traumzuhause in 27619 Schiffdorf-Spaden ein.