Patty fand ihr Zuhause am 09.11.2015 (Happyend-Story)
Lieber jetzt als nie!
Auch wenn das Happy End hat auf sich warten lassen, ist es ein schönes Happy End, was ich schreiben darf. Patty war eine von vier Geschwistern, die auf Sardinien viel zu früh von der Mutter weggenommen wurden und an einem Straßenrand entsorgt wurden. Gott sei Dank fanden zwei junge Mädchen die Hunde und nahmen sie in ihre Obhut. Der Tierarzt vermittelt sie an uns, so dass wir die vier kleinen Zwerge in die Vermittlung aufnahmen. Sie durften dann auf eine Pflegestelle ausreisen und es sollte sechs Monate dauern, bis Patty ihre Familie gefunden hat oder besser gesagt, ihre Familie sie gefunden hat.
Auch wenn seitdem schon ein Jahr vergangen ist, möchten wir doch diesen Brief der Familie an die Pflegestelle verwenden, um endlich das Happy End von unserer kleinen, smarten Patty zu vervollständigen:
Liebe Martina, lieber Tobias,
ich bin jetzt schon ein ganzes Jahr hier in Kempen bei Helga und Dietmar. Darum muss ich endlich mal schreiben, was bisher so alles passiert ist.
Erstmal habe ich alle kennengelernt die zu meiner neuen Familie und zu den Freunden und den Nachbarn gehören. Ich bin sehr froh, dass auch Hunde dabei sind, mit denen ich schön spielen und vor allem toben kann. Menschenwelpen habe ich erst sehr skeptisch beobachtet, aber Lev und Juri sind immer sehr lieb zu mir. Sie wollen unbedingt meine Freunde sein. Sie schmusen im Bett mit mir ( aber nur kurz, DANN WIRD GETOBT ), sie geben mir Leckerchen, wenn es die Erwachsenen nicht sehen und haben den beiden Kleinen, die erst nach meiner Ankunft geboren wurden, gezeigt, wie sie mir ihr Essen runterwerfen sollen. Dafür lecke ich den zwei Süßen auch immer schön die Händchen sauber. Die großen Jungs und die Erwachsenen finden das auch super und amüsieren sich. Von den Menschen finde ich die blonde Ricky besonders toll, das ist die Jüngste von Helga und Dietmar, die mit den Jungs. Die tobt immer so toll mit mir.
Die schwarze Ricky ist der Chow-Chow von Freunden. Sie ist meine allerbeste Freundin. Sie ist jetzt zwei Jahre alt und wird langsam zu faul zum Spielen, aber dann tobe ich eben um, auf und unter ihr herum. Wenn Lilo, ein ziemlich kleiner Colli da ist, gibt`s schon mal Ärger. Ich lasse sie nicht in meine Spielecke! Basta! Helga meint, ich sei unverschämt, weil Lilo der liebste Hund auf Erden ist. Aber ich will nicht! Schluss! Aus! Am besten kann ich mit Nachbars Jule toben. Da geht die Post ab! Sie ist ein super netter Mehrrassenhund aus Griechenland, auch aus so einem Programm wie ich. Und da sind dann noch eine Menge anderer Hunde, die man im Park trifft. Darum habe ich oft keine Lust, ins Feld zu gehen – trotz Hasen, Rehen, Fuchs, Pferden und Kühen. Im Park sind eben Hunde!
Echt blöd finde ich es, wenn Helga meint:“ Ich glaube, die Betty muss mal wieder in die Stadt.“ Uaah! Bei Fuß gehen! Sitz! Der absolute Horror ist dann, wenn sie jemanden trifft, mit dem sie quatscht. Dem großen Hund im Himmel sei Dank, dass das höchstens alle drei bis vier Wochen passiert.
Die besten Spaziergänge sind an der Niers. Da haust so einiges an Getier. Letztens habe ich einen Schwan aufgescheucht. Irre! Wie der abgerauscht ist! Aber da ist es vor allem sehr schön, man trifft meistens nette Hunde und man kann auch mal in die Niers springen.
Na ja, mit Urlaub war dieses Jahr wohl nicht so viel wie versprochen. Dietmar hat sich in England nach neun Tagen ein Bein gebrochen. Da war der Urlaub natürlich zu Ende. Aber die neun Tage vorher waren echt schön (bis auf die elende Fähre). In der Kathedrale in Sailsbury (stellt euch vor, da dürfen Hunde rein! Und die netten Damen quietschten vor Entzücken:“ She`s lovely“), also in dieser Kirche habe ich einen netten Windhund kennengelernt. Auch auf den Wanderungen auf dem Küstenweg und in den großen Gärten waren immer viele Hunde. Ob Helga wohl bei der Urlaubsplanung darauf geachtet hat, dass es mir auch gefällt? Und alle Hunde durften in Cafes und Gaststätten. Da hängen Schilder: Dogs and muddy boots are welcome. Dogs and wellbehaved owners are welcome. Dogs and children on leads are welcome. Einmal kam eine Kellnerin, hat sich gebückt, mich gekrault, einen Wassertopf geholt und sich erst dann um meine Menschen gekümmert. Das ist ein tolles Land für Hunde! Nächstes Jahr fahren wir wieder hin, aber dann ohne Beinbruch.
Weil die Behandlung von Dietmars Bein so lange dauerte, bin ich nur noch für eine Woche mit Helga, Ricky, den Jungs und Wulf (das ist der Älteste von ihren Kindern) und seine Freundin Steffi nach Holland gefahren. Super! Möwen jagen, ins Wasser laufen und am Strand toben. Das hat mir sehr gefallen.
Im Laufe des Jahres habe ich gelernt immer besser mit fremden Hunden auszukommen. Ich habe gar nicht mehr solche Angst vor ihnen. Helga hat das aber auch dauernd mit mir geübt. Und jetzt kann ich`s.
Ein kleines Problem habe ich mit Kalle Blomquist. Ich möchte mit ihm spielen, wenn gerade kein Hund da ist. Aber er ist ein alter Kater und will nicht so spielen wie ich. Trotzdem versuche ich immer wieder, ihn zu überzeugen, wie schön wildes Toben ist.
Wenn wir abends müde sind, gucken wir manchmal einen Film (am liebsten mit Tieren) im Bett. Und dabei kann man so schön kuscheln. Erst zwei bis drei Stunden und dann noch den Rest der Nacht.
Eine Frage habe ich noch: tut eine Genanalyse weh? Helga möchte eine machen lassen, weil sie unter meinen Vorfahren ein Wildschwein vermutet.
Übrigens kann ich schon eine ganze Menge: Pfote, andere Pfote, gib fünf, gib zehn, Platz, Sitz, Drehen, Hoch – und andere übe ich noch. Wenn ich mit jemandem kuscheln oder nur ein bisschen schmusen will, gebe ich ganz schnell Pfote. Das klappt immer. Alle sagen, ich hätte keine Vorderbeine sondern Arme.
Am Donnerstag ist hier in Kempen St. Martin. Dann kommen wieder meine Freundinnen Ricky und Lilo und eine ganze Menge Menschen zu uns. Das wird mal wieder ein super Hundefest. Ein Mensch muss dann bei uns Hunden bleiben, während die anderen Menschen in der Stadt sind und sich den Zug und das Feuerwerk ansehen. Ich bin froh, dass mir das erspart bleibt.
Dietmar versucht mal, euch ein paar Bilder zu schicken.
So jetzt wisst ihr das Wichtigste aus meinem neuen Leben. Viele Grüße von mir, Helga und Dietmar an euch und alle eure lieben Hunde und Katzen.
Eure Betty
(Dietmar sagt oft: mein liebes Mädchen) (Helga kann sich wohl nicht entscheiden. Aber ich verstehe sie trotzdem: Süße, Bettine, Struppi, Bettymaus)
Ich denke, der Brief sagt mehr, als alle Worte, die ich finden könnte. Patty hat ein super schönes Zuhause gefunden, wo man sie liebt und fördert. So können wir heute sagen, die Vermittlung, die am 09.11.2015 Patty nach 47906 Kempen geführt hat, ist absolut geglückt!