Ornella Bella fand ihr Zuhause am 24.12.2016 (Happyend-Story)
Wenn das Herz den Kopf besiegt
Dass ich irgendwann dein „Happy End“ als deine Vermittlerin und auch als dein Pflegefrauchen schreiben würde, war vorhersehbar, denn am 17.09.2016 nahmen wir dich als unseren ersten Pflegehund bei uns auf. Dass ich jedoch auch als dein Frauchen diesen Text schreiben würde, war ursprünglich nicht einmal annähernd der Plan.
Als wir dich im Dezember 2015 in unserem Partnertierheim, der L.I.D.A., in Olbia kennenlernten, warst du erst ein paar Tage dort. Die ersten Monate deines Lebens hast du gemeinsam mit deiner Mama Mina auf der Straße verbracht und hattest bis dahin offensichtlich keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht, denn Menschen waren dir suspekt.
Wir fotografierten dich und eine Kollegin nahm dich in die Vermittlung auf – in der Hoffnung, dass wir schnell eine geeignete Familie für dich finden würden. Leider interessierte sich jedoch niemand für dich. Es vergingen Wochen und Monate, in denen du nicht nur immer ängstlicher gegenüber Menschen wurdest, mittlerweile mobbten deine Artgenossen im Gehege dich – du warst ständig gestresst, viel zu dünn und irgendwie immer auf der Flucht. Ende Mai 2016 besuchten wir dich wieder, um ein aktuelles Video aufzunehmen und ich stellte traurig fest, dass du dich nicht einmal mehr anfassen lassen wolltest. Zu groß war deine Angst…
Im September durftest du dann deine große Reise antreten. Mir war klar, dass du irgendwann weiterziehen würdest, wenn deine Menschen dich gefunden haben, denn ein dritter Hund passte nicht in unser Leben und stand deshalb nicht zur Diskussion.
Bei deiner Ankunft hocktest du zusammengekauert in der hintersten Ecke der Flugbox und schautest mich mit riesengroßen, angsterfüllten Augen an. Was muss in diesem Moment nur in deinem Köpfchen vorgegangen sein? Große Erleichterung konnte man dann erkennen, als du unseren beiden Hunden begegnetest, die zwar nicht vor Freude in die Luft gesprungen sind, aber sie waren immerhin nett zu dir. Lilli hat seit diesem Tage einen Schatten und wird ständig wild wedelnd abgeschlabbert. Da konnte man als Mensch schon echt neidisch werden, denn uns gegenüber zeigtest du dich in den ersten Wochen sehr skeptisch und reserviert, immer bereit auszuweichen und dich in Sicherheit zu bringen. Die ersten Berührungen ließen dich förmlich erstarrten und es war eine Freude zu sehen, wie du dich nach einiger Zeit entspannen und Nähe zulassen konntest und später dann auch wolltest.
Von Tag zu Tag und von Woche zu Woche wurdest du mutiger und hast anscheinend irgendwann beschlossen, uns zu vertrauen. Du hattest begriffen, dass keine Notwendigkeit besteht, vor uns abzuhauen und dass Hände nur zum Streicheln da sind und um den Futternapf zu füllen. Abends kommst du zu mir aufs Sofa gekrochen, robbst dich ganz nah an mich heran und grunzt im Schlaf selig vor dich hin. Ich weiß noch genau, als du mir das erste Mal „versehentlich“ die Hand abgeschleckt hast – du hast genauso überrascht und irritiert geguckt wie ich. Und nach knapp drei Monaten hast du mich dann das erste Mal wedelnd begrüßt, als ich von der Arbeit nach Hause kam. Zwar sehr zögerlich, aber genau das sind diese besonderen Momente, die mitten ins Herz treffen.
Der Gedanke, mich irgendwann wieder von dir trennen zu müssen, bereitete mir mittlerweile schlaflose Nächte und allein die Vorstellung, dass dich irgendwann jemand abholen und mitnehmen würde, trieb mir sofort die Tränen in die Augen. Du warst längst mein Baby geworden – hattest dich in mein Herz geschlichen. Du bist unser kleines Fusseltier, unser Erdferkel… wälzt dich liebend gerne in Gülle und verstehst dann nicht, dass wir deine Begeisterung über diesen einzigartigen Geruch nicht mit dir teilen. Manchmal benimmst du dich wie ein Welpe, springst fröhlich hinter Bällen her, die du dann erst einmal stolz in Sicherheit bringst. Es ist eine Freude, mit dir gemeinsam zu erleben, wie du mit jedem Tag mutiger wirst und ein kleines Stück deiner traurigen Vergangenheit vergisst.
Unser dritter Hund steht noch immer nicht zur Diskussion, denn er ist längst eingezogen. Das Herz hat glücklicherweise den Kopf besiegt und wir freuen uns auf ein Leben mit dieser zauberhaften Hündin.
Nella hat offiziell ihr Körbchen in Jüchen am 24.12.2016 bezogen.