Piero fand sein Zuhause am 12.01.2018 (Happyend-Story)
Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht
Ich erinnere mich noch genau an unsere erste Begegnung in unserem Kooperationstierheim, der L.I.D.A. in Olbia. Ein sanfter Riese mit imposanter Erscheinung – ein wunderschöner, anhänglicher Zottel voller Sehnsucht nach seiner eigenen Familie, das war Piero. Als wir sein Gehege betraten, hat er alles gegeben, um seine Freude kund zu tun! So ist er erst einmal an mir hochgesprungen und ich war froh, dass ich eine Wand im Rücken hatte, denn alternativ hätte ich in diesem Moment zusammen mit Piero am Boden gelegen. Fröhlich grinste Piero mich an und genoss die Minuten unserer Anwesenheit sehr. Er hatte sich sofort in unsere Herzen geschlichen und ich war sicher – ein so freundlicher und liebenswerter Hund wird schnell sein passendes Zuhause finden.
Ein bisschen musste er noch im Tierheim ausharren, dann war sein großer Tag gekommen! Piero durfte sein Köfferchen packen und die Reise ins Glück antreten. Schon bald fühlte er sich in seiner Familie sehr wohl, liebte die Kinder und freute sich über die vielen Kuscheleinheiten, die nun zum Tagesprogramm gehörten. Für Piero war die Welt rundum in Ordnung, jedoch gestalteten sich die Spaziergänge mit ihm von Tag zu Tag schwieriger, denn er hatte offenbar das Gefühl, seine ganze Familie immer und überall beschützen zu müssen. Bei jeder Gelegenheit griff er anderer Hunde an und verletzte sie. Seine Familie konnte ihm trotz aller Bemühungen nicht gerecht werden. Schweren Herzens traf sie nach einigen Monaten die Entscheidung: Piero musste seine Familie wieder verlassen!
Kurz vor Weihnachten und Ferienbeginn fanden wir leider weder eine passende Pflegestelle noch einen Pensionsplatz für den großen, mit Artgenossen offenbar unverträglichen Rüden. Ein Tierheim in NRW erklärte sich bereit, Piero aufzunehmen. Die Vorstellung, ihn in ein Tierheim zu bringen, war schrecklich, aber wir hatten keine andere Wahl. Wenigstens würde man dort einmal pro Tag mit ihm Gassi gehen – ein schwacher Trost. Das Gute war jedoch, dass „unser“ Hundetrainer Daniel, den wir aufgrund seiner Kompetenz und Professionalität immer gerne zu Rate ziehen, nur wenige Kilometer von diesem Tierheim entfernt wohnt. So fand die erste Einschätzung schon kurz nach Pieros Ankunft statt und wir konnten zeitnah mit dem Training beginnen. Gut war auch, dass eine Kollegin und ich uns zusätzlich um Piero kümmerten, wann immer wir konnten. Wir nahmen Piero auf zusätzliche Gassi-Runden mit, bürsteten sein Fell und kuschelten mit ihm. Piero grinste dann dankbar und genoss diese Zeit sehr.
Schon bald hatte ich mich in die Schmusebacke verliebt und mein Herz wurde jedes Mal ganz schwer, wenn ich ihn in seinen Zwinger zurück bringen musste. Ich wünschte mir so sehr, dass Piero schon bald von seinen Menschen gefunden wird. Menschen, die viel Zeit für ihn haben und bereit sind, konsequent und geduldig mit ihm zu arbeiten. Menschen, die sich nicht davon abschrecken lassen, dass sie einen weiten und steinigen Weg mit Piero vor sich haben, sondern diesen Weg mit ihm gemeinsam gehen.
Eines Tages standen genau diese Menschen vor Pieros Zwinger! Zwar wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in wen sie sich da verguckt hatten, aber sie wollten den fröhlichen Zottel unbedingt gerne kennenlernen. Und sie wollten ihn immer noch kennenlernen, als sie erfuhren, warum Piero im Tierheim war. Nach ausführlichen Gesprächen stand der ersten Trainingsstunde an der Seite des Hundetrainers nichts mehr im Wege. Schnell war klar: Ein Problem ist nur dann ein Problem, wenn man es als solches betrachtet. Alles andere ist Lernprogramm für Hund und Halter.
Am 12.01.2018 holte ich Piero morgens im Tierheim ab, weil noch ein Tierarztbesuch anstand. Ich strahlte bis über beide Ohren, denn das schönste an diesem Tag war, dass ich Piero nicht wieder ins Tierheim zurückbringen würde. Nach 34 Tagen durfte er dieses nun für immer verlassen und in sein Zuhause nach 41469 Hoisten umziehen.
Seine Familie ist rundum begeistert von ihrem neuen Familienmitglied und sehr glücklich, dass er bei ihnen ist. Motiviert arbeiten sie täglich mit ihm und freuen sich über jeden winzigen Fortschritt.
Wir wünschen seiner Familie von Herzen alles Gute und viel Erfolg dabei, sich Schritt für Schritt zu einem unschlagbaren Team zu entwickeln.
Lesen Sie hier Zeilen seiner Familie:
“Schon lange hatte ich meine Frau darauf vorbereitet, dass ich spätestens zu meiner Rente einen Hund adoptieren möchte
Gemeinsam besuchten wir Ende Dezember das Tierheim im Nachbarort. Wir schauten uns die aufgeregten Hunde an und standen plötzlich vor dir. Was für ein Prachtkerl! Ruhig und stolz blicktest du aus deinem Zwinger. Auf einem kleinen Pappschild stand nur dein Name. Wir riefen deinen Namen und wurden mit wedelnder Rute begrüßt. Deine Ausstrahlung, dein ruhiges aber auch dein selbstbewusstes Wesen hat uns fasziniert und wir haben dich gleich in unser Herz geschlossen.
Bei unserer ersten Verabredung zur gemeinsamen Gassi-Runde wurden wir von dir stürmisch begrüßt. Beim ersten Spaziergang wurden wir ausführlich über dein bisheriges Leben und über deine Rasse informiert. Dass du dich mit fremden Artgenossen nicht besonders verstehst, hast du uns bei nächster Gelegenheit lautstark und mit deiner ganzen Kraft eindrucksvoll gezeigt – in Nullkommanichts warst du auf 100. Leine und Hundegeschirr wurden einer Zerreißprobe unterworfen. Einfach umwerfend – im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch unser Entschluss, dich zu adoptieren, stand fest – felsenfest.
Damit nichts mehr schief läuft, wurde uns von den STREUNERHerzen ein sehr kompetenter Hundetrainer zur Seite gestellt.
Zuhause bist du ein richtiger Gentleman. Du schmust gerne und bei der Begrüßung geht deine Rute wie ein Propeller. Damit versprühst du immer gute Laune und durch dein fröhliches Wesen haben wir immer viel Spaß mit dir.
Und wie klappt es draußen mit anderen Hunden? Jeden Montag treffen wir uns mit anderen Menschen und ihren Hunden (auch „Raufergruppe“ genannt) zu gemeinsamen Übungen. Hier wird mit Hilfe des Hundetrainers und seiner Assistentin versucht, die erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen. Mit Erfolg. Immerhin schaffen wir es nach sechs Wochen, dich in freier Natur mit Klicker und Leckerchen von anderen Hunden abzulenken. Das klappt nicht immer, aber immer öfter.
Auch Rückschläge sind nicht auszuschließen, aber wir bleiben am Ball.
Viele Grüße, Anita und Klaus