Mariolina fand ihr Zuhause am 19.05.2018 (Happyend-Story)
Ein Käfig und das Paradies
Liebe Mariolina, die Überschrift für dein Happy End hat deine Familie für dich ausgewählt und treffender hätte sie es nicht beschreiben können. Den Transport in einem „Käfig“ konnten wir dir leider nicht ersparen, denn nur so war es möglich, dich nach Deutschland zu holen. Im Canile Tortoli war ein kleiner Zwinger dein Zuhause, dort musstest du viel zu lange ausharren, bevor wir dich entdeckten. Du warst eine aufgeschlossene, lebensfrohe und sanfte Hündin, die dem Menschen sehr zugetan war. Wenn wir die Tür deiner spärlichen Bleibe öffneten, kamst du fröhlich hinausgesprungen und bist erst einmal wie von Sinnen hin- und hergerannt, bevor du dir anschließend dankbar deine viel zu seltenen Streicheleinheiten bei uns abholtest.
Die Enge des Zwingers und die stetige Einsamkeit hinterließen ihre Spuren, dein Blick wurde traurig und deine Lebensfreude schwand. Wie sehr hoffte ich, dass dich endlich ein Mensch entdeckt, der auf der Suche nach einem wunderschönen, schwarzen Hund mit tollem Charakter war – ein Hund, der sich nichts sehnlicher wünschte, als sein Herz für immer verschenken zu dürfen.
Und was soll ich dir sagen liebe Mariolina – im Frühjahr 2018 sollte dann der Lebensabschnitt beginnen, der im zweite Teil der Überschrift genannt ist: Dein Weg in dein eigenes „Paradies“!
Eine Freundin rief mich eines Tages an und erzählte, dass sie und ihr Mann gerne einen zweiten Hund aufnehmen möchten, der zu ihrem Leben und vor allem zu ihrem alten Rüden Othello und den beiden Katzen passt. Sofort habe ich an dich gedacht, denn Katrin hat ein Herz für schwarze, große Hunde. Okay, riesengroß bist du nicht, aber daran sollte es am Ende hoffentlich nicht scheitern. Dein Zuhause war gefunden, endlich durftest du das Canile verlassen und erfahren, wie es sich anfühlt, umsorgt und geliebt zu werden. Meine Freude darüber war riesig, denn eines war sicher: Du hattest das beste Zuhause gefunden, was ich mir hätte für dich wünschen können! Deine beiden Menschen werden dich niemals im Stich lassen und alles für dich tun. Zudem hat dein souveräner Hundekumpel Othello dir die Sicherheit gegeben, die du besonders am Anfang sehr gebraucht hast, um dich in deinem neuen Leben zurechtzufinden.
Am 19.05.2018 bist du nach einer anstrengenden Reise am Flughafen in Düsseldorf angekommen. Ich habe dich dort abgeholt und in dein Paradies nach Neuss gebracht, wo deine Familie dich voller Freude erwartete.
Mariolina, du hörst nun auf den schönen Namen Mia und ich wünsche dir und deiner Familie viele glückliche, gemeinsame Jahre. Bestimmt sehen wir uns ab und zu und ich darf miterleben, wie toll du dich entwickelst und wie sehr du dein Leben genießt.
Lesen Sie hier die Zeilen von Mariolinas Familie:
“Plötzlich wurde ich aus meinem Zwinger herausgezogen – meiner vertrauter Bleibe, in der ich schon seit Jahren lebte. Ich hatte Angst. Menschen versuchten, mich in einen kleinen Käfig zu verfrachten. Der wurde dann in einen größeren gestellt. Ich hatte so etwas schon mal gesehen – was aus meinen Kameraden und Spielgefährten anschließend geworden ist, ich weiß es nicht. Ich habe keinen jemals wiedergesehen.
Dann rumpelte es. Ich winselte. Schließlich wurde ich samt diesem Käfig, der mir wenigstens etwas Schutz bot, wieder ausgeladen. Über eine Art Tisch ging es dann auf irgendetwas, das mich und meinen Schutzraum weiterbeförderte. In einen noch größeren Käfig. Da roch es nasenbetäubend. Es wurde dunkel. Es wurde laut. Sehr laut. Ich weiß nicht wie lange, dann verebbte der Lärm. Licht fiel in den Raum und wieder wurden mein Käfig und ich herausgeholt. Mein Herz bibberte. Noch nie hatte ich solche Angst. Auf einmal beugte sich eine Frau über mich. Eine Frau, die ich von meinem alten Heim her kannte. Die war sehr nett, aber sie brachte mich wieder irgendwohin. Alles werde gut. Ich solle mich beruhigen. So oder so ähnlich habe ich ihre Körpersprache gedeutet. Alles wird gut? Was heißt denn das?
Inzwischen habe ich erfahren, dass der größere Käfig, in den ich nun gehievt wurde, ein Auto ist, dass man damit tolle Ausflüge unternehmen kann und unterwegs gibt es viel zu sehen – wenn man erst einmal keine Angst mehr hat.
Am Ende trug mich die Frau in eine Menschenwohnung. Vor mir standen plötzlich ein großer schwarzer Rüde und ein kleinerer wuscheliger Hund. Die Frau und ein Mann redeten auf mich ein. Aber ich wollte nicht aus meinem schützenden Käfig. Das half jedoch nichts. Der Mann hat mich dann vorsichtig herausgehoben. Schwanz weit zwischen den Beinen, Ohren am Anschlag nach hinten geklappt, was passiert mit mir? Panik.
Heute weiß ich, dass der große schwarze Hund Othello heißt und ein zwölfjähriger Labbi ist. Mit dem komme ich inzwischen gut klar und habe viel von ihm gelernt. Beispielsweise, dass ein zuschlagendes Garagentor kein Grund zu Panik ist, dass eine erhobene Menschenhand keine Schläge, sondern Streicheleinheiten bedeuten oder dass gewisse Manieren unerlässlich sind. Gut, inzwischen lebe ich seit fünf Monaten in meinem neuen Zuhause. Meine beiden Menschen, die mich Mia nennen, sind sehr nett zu mir. Mache ich etwas, was ich nicht tun sollte, das aber weiß, etwa Othello ein Leckerchen stibitzen, oder vom Tisch etwas klauen, gibt’s Schimpfe, von Othello oder meinen Menschen, je nachdem.
Oder von Paul. Das ist der kleinere, wuschelige Hund, was nicht so ganz stimmt. Paul ist ein stattlicher Norweger-Kater und hat mit Hunden keinerlei Probleme. Man kann sogar mit ihm spielen und spazieren gehen. Und dann ist da noch eine kleinere Katze, die „Süße“ und so sieht sie auch aus, muss selbst ich sagen. Eine sibirische Waldkatze. Wir beiden haben überhaupt keine Probleme. Manchmal liegen wir sogar Nase an Nase auf der Couch. Das dürfen wir. Ansonsten hat Othello sein Hundebett und ich habe meins. Die tollste Erfindung dabei ist – ein Kopfkissen. Da lege ich meinen Unterkiefer drauf und habe das Wohnzimmer und meine Familie im Blick. Wer mich so sieht, weiß, es geht mir gut.
Natürlich muss ich noch viel lernen, aber das will und werde ich. Othello meint, „das Hunde-ABC wirst Du in einem halben Jahr gelernt haben und dann ist vieles noch einfacher und die Menschen verstehen dich gleich besser“. Der „Dicke“ – nein, er ist nicht dick, aber schön stattlich – hat gut reden, habe ich oftmals gedacht. Aber dann hat er mir von seiner Vergangenheit erzählt. Die war auch nicht schön.
Als nächstes lerne ich apportieren. Das soll ja Spaß machen oder eben ein anderes Spiel. Ohne Leine kann ich bereits spazieren und auch etwas toben. Aber brauche ich noch etwas Übung und irgendwann – nicht mehr allzu lange – werde ich mich ebenso souverän und entspannt wie Othello in der Menschenwelt zurechtfinden.
Im Urlaub waren wir an einem kilometerlangen Strand. Da habe ich richtig Gas gegeben in den Dünen. Bei Ebbe durch die flachen Wellen zu pesen, macht ebenfalls riesigen Spaß. Bei Flut, naja, noch habe ich etwas Angst vor höheren Wellen, aber ich beobachte immer genau, was Othello so macht und der schwimmt da durch. Ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wird es viel besser gehen.
Ich fühle mich jetzt schon wie im Paradies und denke nur selten an meine alte Heimat, die keine war, sondern eher eine Bleibe. Aber vielleicht gibt es ja noch ein Paradies und noch eins und — meine Menschen werden mir das schon zeigen. Übrigens: gestern gab es gegrillte Rippchen und Othello, der Paul, die Süße und ich, wir haben alle etwas abbekommen, sobald unsere Menschen fertig waren. Manchmal ist das Paradies ein üppiger Knochen.”