Tutu fand sein Zuhause am 24.09.2016 (Happyend-Story)
Es mag ja Menschen geben, die der Meinung sind, dass man einen alten Baum nicht mehr verpflanzt. Im Tierschutz würde das bedeuten, dass ein Hund, der es sein ganzes Leben nicht gut hatte und/oder als alter Hund erst in einem Tierheim oder Rifugio aufgenommen wurde, keine Chance mehr auf Glück bekommen soll. Ein alter Hund, wie soll der die Reise in ein anderes Land schaffen? Wie kann man einem alten Hund zumuten, sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen? Ein alter Hund ist doch sicherlich damit überfordert….
Ich würde nicht seit gut zehn Jahren überwiegend alte Hunde von Sardinien vermitteln, wenn ich diese Auffassung teilen würde. In all den Jahren schlägt mir immer wieder mal Kritik entgegen, Skepsis, Nachfragen und auch Ablehnung. Damit kann ich leben, muss ja nicht jeder meine Sicht auf die Dinge teilen. Ich fühle mich aufgrund zahlreicher Rückmeldungen von den Adoptivfamilien, die einen alten Hund aufgenommen haben, in meiner Arbeit bestätigt und für den Einsatz belohnt. Es ist ein wunderbares Gefühl, in die leuchtenden Augen eines Hundes zu blicken, der noch wenige Wochen zuvor mit einem resignierten Blick in die Kamera schaute. Es ist ein unglaubliches Geschenk zu erleben, wie ein Geschöpf aufblüht, obwohl es wenige Wochen zuvor keine Hoffnung zu geben schien.
Dieses Happy End, Tutus Happy End, ist eine erneute Bestätigung dafür, dass die alten und ältesten Hunde auf jeden Fall ‘verpflanzt’ werden sollen.
Tutus Alter wurde im Rifugio, als er Anfang 2016 dort aufgenommen wurde, auf 13 Jahre geschätzt. Tutus Körper war damals ausgemergelt, er schien taub zu sein und ein Tumor wurde ihm entfernt. Er wurde als Notfall im Sommer 2016 auf die Vermittlungsseiten genommen und als ich seinen Text schrieb, hoffte ich von Herzen – wohlwissend, dass hier nicht das Telefon heißklingeln würde – dass er schnell von einem Menschen gesehen wird, der sich Tutu an seiner Seite vorstellen kann.
Dieser Mensch meldete sich im August. Ein Mensch, dessen Herz für die alten Hunde schlägt, für die Hunde, die nur noch einen kleinen Rest Leben vor sich haben, die sogenannten Gnadenbrothunde.
Tutu heißt nun Gustav und hat zum ersten Mal im Leben ein liebevolles Zuhause. Nur mal nebenbei bemerkt, kann sich Tutu/Gustav, der noch vor kurzer Zeit resigniert dem Rifugiostress ausgesetzt war, auf einer Couch im Garten räkeln. Sein Frauchen ist nach wenigen Stunden völlig verliebt in Tutu/Gustav. Der alte Knacker hat doch tatsächlich keinen Tag gebraucht, um Frauchen um die Pfote zu wickeln! Warum? Weil er einfach ein zauberhafter Hundeopi ist, der so überhaupt keine Probleme damit hat, dass man ihn vom Pech ins Glück verpflanzt hat!
“Er ist ein Goldstück, unser lieber Gustav”, “so süß, danke”, “bin total verliebt”, “ich danke Ihnen von Herzen für diesen unglaublich lieben Schatz”, “er ist soooo wundervoll”, “man kann ihn gar nicht beschreiben, der kriecht fast in mich rein auf dem Sofa”, “der ist so verschmust und lieb”, “Wahnsinn, danke”
Das sind die Nachrichten, die mir Tutus/Gustavs Frauchen die ersten Tage nach seiner Ankunft schrieb.
Tutu/Gustav benimmt sich, als wäre er schon immer dort. Er ist lieb, pflegeleicht, unkompliziert, verschmust, vertrauensvoll, zutraulich, interessiert, neugierig. Er spürt, dass er es gut hat und er hat es so sehr verdient. In seinem Rudel leben sieben weitere Senioren auf vier Pfoten und allen begegnet er freundlich. Er ist einfach angekommen, – angekommen, um den kleinen Rest seines Lebens glücklich zu sein.
So, mein süßer Schlappohropi, genieße deine Zeit, die hoffentlich noch recht lange sein wird! Lass es dir so richtig gutgehen, gib nochmal Gas und lass dich verwöhnen. Melde dich mal ab und zu, damit wir wissen, welchen Lieblingsplatz du gefunden hast, welchen Hobbys du so nachgehst, was dein Leibgericht ist, wer dein bester Freund geworden ist und wer besser kraulen kann, Frauchen oder Herrchen?:-)
Tutu/Gustav hat am 24.09. sein eigenes Körbchen in Dormagen bezogen.