Luna – Wir mussten unser Versprechen brechen
Manchmal passieren Dinge, die einfach so nicht sein dürften. Luna ist dafür ein gutes Beispiel. Sie kam am 6.6 als Notfall zu uns in die Pflege, da es unklar war, ob sie die schweren Epilepsietabletten nach nur einem Anfall wirklich brauchte. Die Tabletten machten sie sehr müde und apathisch und manchmal stolperte sie vor Erschöpfung über ihre eigenen Füße. Mit nur 2.5 Jahren bewegte und verhielt sie sich wie ein alter Hund. Entsprechend groß war die Freude als der Tierneurologe in Deutschland sagte, dass wir sie in langsamen Schritten ausschleichen durften. Bereits die erste von vier Dosisreduktionen zeigte eine Riesenwirkung – die kleine Maus wurde auf einmal wach, aufmerksam und zeigte ihren wundervollen Charakter. Nachdem sie anfangs kaum 800m am Stück lief, hoppelte sie plötzlich mit uns durch die Gegend. Statt ängstlich die minimale Strecke zu flitzen, um ihr Geschäft zu machen, fing sie plötzlich an sich zu weigern dieselben Strecken zu gehen, weil sie Neues entdecken wollte. Statt anteilslos in der Ecke zu schlafen, überwand sie sogar die verhasste Treppe, um immer nah bei uns sein zu können. Dabei war sie ein liebenswürdiger Dickkopf und es hat sich sicherlich der ein oder andere Passant gewundert, dass wir auf der Straße stehend mit einem Hund diskutieren, der sich mit allen Vieren gegen eine bestimmte Richtung wehrt. Ihr Lieblingsplatz war draußen im Innenhof, wo sie auf ihrer Matte lag, und das Geschehen beobachtete. Diese Vorliebe war sicherlich nicht zuletzt dem ergaunerten Schinken und Streicheleinheiten von allen Nachbarn geschuldet, die sie sofort um den Finger gewickelt hatte. Zwischenzeitlich gab eine Taube dem Idyll einen kleinen Dämpfer, da sie Luna mit einem Flügelschlag auf der Schnauze traf. Natürlich ist Luna dabei nichts passiert, aber sie hat sich ausreichend erschrocken, um zu vergessen, dass sie eine 60 cm Hündin mit scharfen Zähnen ist. Es folgten ein paar Tage, in denen wir den Innenhof unter der Aufsicht von einem Kopf in der Haustür auf heimtückische Tauben-Monster patrouillieren mussten, bevor Luna sich raus traute. Sie war einfach ein Charaktertier, dass uns immer wieder zum Lachen brachte. Es gab keine Anzeichen von Epilepsie und wir waren trotz einiger Gesundheitsproblemen und Nebenwirkungen der Tabletten davon überzeugt, dass alles gut werden würde – bis es dann ganz plötzlich zu spät war. Wir brachten sie am Mittwoch in die Urlaubsbetreuung und wunderten uns noch, dass diese erzählte, dass sie fast nur schlief. Als sie am Wochenende dann nicht mehr Fressen wollte und es ihr zunehmend schlechter ging, brachten sie sie schnell in die Klinik. Nur zwei Tage später mussten die Tierärzte sie aufgeben, ohne dass sie so wirklich die Chance hatte, ihr Leben zu leben.
Manchmal verliert man im Tierschutz, so auch bei Luna. Aber wir sind davon überzeugt, dass es ein Gewinn war, dass sie die letzten Wochen Hundeeis und Leberwurst schlecken, die Welt ohne dicken Tablettenschleier entdecken und ganz viel knuddeln konnte. Es war zweifellos viel zu kurz aber sie durfte die letzten sechs Wochen als glücklicher und geliebter Hund auf dieser Welt verbringen.
Danke an die STREUNERHerzen, dass wir sie kennenlernen durften. Sie wird sehr vermisst und nicht vergessen werden.