Mizar fand ihr Zuhause am 17.08.2014 (Happyend-Story)
und manchmal kommt es anders, als man denkt!
Mitte Juni bekam ich einen Anruf von einer Familie aus Berlin. Wir hatten bereits ein paar Monate vorher Kontakt, als sie sich die LIDA auf Sardinien anschaute und uns dabei zwei Hunde mitbrachte. Nun wollte die Familie sehr gerne als Pflegestelle fungieren, brachte super Voraussetzungen mit Haus, großem Grundstück, zwei souveränen Hunden und vor allen Dingen auch Zeit mit, um einen Hund in sein neues Leben einzuführen. Dabei hatte sich die Familie in die Maremmani verguckt.
Nun galt es, eine Herdenschutzhündin auszusuchen. Die Wahl fiel auf eine souveräne Junghündin, die sicherlich als erste Pflegehündin sehr schnell an das neue Leben zu gewöhnen wäre. Doch wie so oft, es sollte ganz anders kommen.
Wir ließen die Hündin ausreisefertig machen und erfuhren durch die Tierärztin, dass nur wenige Minuten nach uns ein anderer Verein erklärt hatte, die Hündin nach Deutschland holen zu wollen. Ein kurzes Gespräch klärte die Situation schnell auf. Die auserwählte Hündin hatte über den Verein zusammen mit ihrer Schwester eine Endstelle gefunden. Natürlich gaben wir sie sofort frei! Eine dritte Hündin befand sich mit den beiden Schwestern in diesem Gehege: Mizar. Eine zurückhaltende, eher schüchterne Maremmano Mischlingshündin. Ich kannte sie, hatte mich schon mit ihr auseinandergesetzt, sie dann aber doch nicht in die Vermittlung genommen, da ich sie zu schüchtern fand. Doch nachdem die neue Pflegestelle die Bilder sah, stand fest: die oder keine!
So kam Mizar am 08.07. nach Berlin – und landete unsanft im neuen Leben. Etwas orientierungslos, verlassen und durcheinander reagierte sie unsicher in den ersten Tagen. Obwohl die Pflegefamilie alles versuchte, die vorhandenen Hunde ignorierten und so versuchten, ihren Start in einen neuen Lebensabschnitt zu vereinfachen, zog sich die junge Hündin immer weiter zurück. Nun war es an der Pflegestelle, Mizar schnell anzuleiten, damit sie nicht noch mehr Ängste aufbaute. Es waren harte erste Tage und wir telefonierten oft. Ich werde nicht vergessen, wie ich den Anruf des Pflegefrauchens erhielt, dass es so traurig wäre, Mizar quasi in ihr neues Leben zu zwingen, sie würde mit ihren großen Kulleraugen so deprimiert in die Welt blicken. Ich versuchte Mut und Zuversicht zu vermitteln, und schon wenige Tage später machte Mizar mutig die ersten Schritte in ihre neue Welt. Danach ging es rasant weiter, sie lernte jeden Tag Neues, wurde immer mutiger und offener und schließlich ging es mit der Pflegefamilie sogar in ein verlängertes Wochenende an die Ostsee. Auch diese Zeit genoss Mizar sehr, sie wurde zum Schatten ihres Frauchens und forderte sogar den Rüden zum Spielen auf!
Alle waren auf einem guten Weg in eine positive Zukunft.
Dann erhielt ich einen Anruf von einer Dame. Sie hatte bereits einen Maremmano vom italienischen Festland. Diesen hatte sie schwer misshandelt übernommen: Der Unterkiefer war verkürzt, das Hinterbein mit einer kreisrunden, dicken Narbe versehen, da er lange an einer Kette gehalten wurde, das Vorderbein gebrochen, die Rute zur Hälfte abgeschnitten. Sie brauchte einige Zeit, um Silver, so heißt der mittlerweile in die Jahre gekommene Maremmano, an das neue Leben zu gewöhnen. Aus ihm war ein souveräner, immer freundlicher Rüde geworden, der sein Leben aufsaugt und genießt. Nun sollte es Zuwachs geben in Form einer Hündin.
Den Vorbesuch machte ich schnell, da die beiden ganz in der Nähe wohnten und ich war absolut erfreut. Die Interessentin und der Rüde waren ein tolles Gespann geworden. Souveränität und Konsequenz im Umgang mit Silver und vor allen Dingen die große Liebe zu ihm ließ nur dieses Ergebnis zu: Mizar passte hierhin wie die Faust aufs Auge! Sie würde die Interessentin schon bald zu den eigenen Pferden begleiten dürfen, wenn sie soweit war.
Kurzerhand packte die Interessentin eine Tasche und fuhr mit Silver nach Berlin, um Mizar kennenzulernen. Ein Wochenende von Freitag bis Sonntag verbrachte die Pflegefamilie mit der Interessentin und Silver und schnell zeigte sich, dass Mizar sich zu ihnen hingezogen fühlte, zu ihrer vielleicht bald neuen Familie. Sonntag, der 17.08., kam die SMS “Mizar ist auf dem Weg in ihr neues Zuhause” – begleitet von Freudentränen.
Der Weggang von Mizar fiel sehr schwer, da das Pflegefrauchen eine sehr enge Bindung aufgebaut hatte. Ein Stück von Pflegefrauchens Herz nahm Mizar für immer mit.
Am Abend gut angekommen, untersuchte Mizar schnell die Umgebung und kuschelte sich dann erschöpft in das neue flauschige Körbchen.
Mittlerweile ist eine Woche vergangen und ich durfte Mizar in ihrer neuen Familie besuchen. Schwanzwedelnd kam sie mir schon im Eingang entgegen, freute sich, schleckte mir über die Hand. Ich war verblüfft, freute mich über die Fortschritte, die Mizar auf der Pflegestelle gemacht hatte, und sah, wie wohl sie sich in der neuen Umgebung fühlte. Sie ist eine bildschöne, grazile Hündin mit einer niedlichen Zeichnung wegen der Sommersprossen auf den Ohren. Silver bellte kurz und nahm dann meinen Geruch wahr, anschließend war großes Schmusen angesagt, während mir das neue Frauchen von den ersten Tagen mit Mizar erzählte. Nach einer halben Stunde brachen wir gemeinsam mit meinem Rüden zu einem Spaziergang auf. Auch hier war ich erstaunt über die mittlerweile entspannte Haltung, die Mizar gegenüber Radfahrern, Kindern und Spaziergängern einnahm. Nur andere Hunde ließen sie noch unsicher werden, aber auch das wird sie noch lernen.
Ich bin frohen Herzens wieder gefahren, war es doch die richtige Entscheidung, Mizar dieses Leben zu schenken. Ich rief sofort die Pflegestelle an und erzählte. Sie war beruhigt, glücklich und kann nun loslassen. Wer weiß, vielleicht zieht dort schon bald der nächste Pflegehund ein.
Selten vermitteln wir so schnell nach Ankunft in Deutschland einen Maremmano und darum hatte Mizar doppelt Glück. Sie kam nach Deutschland wegen der raschen Vermittlung der ursprünglich ausgesuchten Pflegehündin, sie kam in eine Pflegestelle, die sie mit viel Liebe und Geduld aufnahm, sie konsequent führte und ihr das neue Leben zeigte, sie landete weich und sanft in einem Zuhause, in dem die Tiere an erster Stelle stehen, in dem Einfühlungsvermögen und Konsequenz eine geniale Mischung für Mizar ergeben und ich bin froh, an dieser Stelle das Happy End zu schreiben.
Mizar, mein kleiner schneeweißer Wüstenfuchs, du bist in deinem Leben angekommen, wirst noch viel lernen und erleben. Dabei hast du einen super souveränen Rüden an deiner Seite, mit dem du jetzt schon das Körbchen in 42551 Velbert teilst. Dein Frauchen wird dir immer zu Seite stehen und dich begleiten. Deine Ängste kannst du nun weiter ablegen und dich endlich wohlfühlen und das Leben genießen. Ach hätten deine Artgenossen in dem großen Tierheim auch bald so ein tolles Happy End. Mach’s gut Kleine!