Sansone fand sein Zuhause am 10.12.2016 (Happyend-Story)
Unsicherheitsfaktor Sansone – was für ein Blödsinn!
Es war der 24.02.2015 als Sansone in das Tierheim kam. Er war verdreckt, verfilzt und nicht händelbar. Ein wirklich großer und imposanter Hund. Nach einigen Tagen im Einzelzwinger wurde er in ein kleines Gehege mit einer Hündin verlegt. Sansone war misstrauisch, wollte sich nicht anfassen lassen. Sobald man in den Gang kam, stand er erst neugierig am Zaun, sobald man aber sein Gehege betrat, suchte er sich die entfernteste Ecke und schaute weg. Ein gebrochener Hund, der lieber unsichtbar sein wollte. Wie oft ich in diesem Gehege stand und versuchte, Vertrauen aufzubauen. Die Hündin, mit der er sich ein Gehege teilte, war großartig, sie spielte mit mir und lief immer wieder zu Sansone, um ihn aufzufordern. Doch dieser saß in seiner Ecke und ab und an gönnte er uns einen kurzen Blick. Wo um Himmels Willen sollte ich diesen Bären hin vermitteln? Wer würde sich auf alle Eventualitäten einstellen und einem Herdenschutzhundrüden die Möglichkeit zur Entfaltung geben?
Was Sansone betraf, gab es zwei Möglichkeiten:
1. Er war so verschlossen, weil er in einem kleinen Gehege saß, ohne Freiheit, ohne Freiraum und mit vielen bellenden Hunden drum herum. War er durch die Enge eingeschüchtert und konnte sein wahres Gesicht nicht zeigen?
2. Er war ein Angsthund und dies würde er auch außerhalb des Geheges eindeutig zeigen. Er würde lange brauchen, um ein normales Leben anzunehmen, weil er bisher alleine und autark auf den Straßen Sardiniens gelebt hatte.
Aber niemand würde uns das beantworten können!
Ich prüfte ihn auf aggressives Verhalten und bedrängte ihn in einer Gehegeecke. Er drehte den Kopf weg, tänzelte, aber machte keine Anstalten nach vorne zu gehen. Ein wichtiger Punkt, denn aggressive Hunde nehmen wir nicht in die Vermittlung auf. Dennoch war Vorsicht geboten, denn auch ein Angsthund kann aus Angst zubeißen. Doch er versuchte, sich nur in Luft aufzulösen, zeigte, dass die Situation ihm mehr als unangenehm war.
Es gab die ein oder andere Anfrage, aber niemand traute sich letztendlich Sansone zu, musste ich doch offen alle Eventualitäten beim Namen nennen. Dann aber der große Tag. Ein bereits bekannter Adoptant hatte von uns eine Herdenschutzhündin adoptiert. Nun wollte er gerne einem zweiten Hund die Chance geben. Wenn es mit seiner Hündin passen würde, dann sogar für immer! Die Wahl fiel auf Sansone, es wurde viel gesprochen und überlegt und dann kam die endgültige Entscheidung: „Sansone darf kommen, mit allen Wenns und Abers!“ Was für eine fantastische Neuigkeit.
Je näher es auf die Ausreise zuging, umso unsicherer wurde ich selber, ob es die richtige Entscheidung für den jungen Rüden wäre. Ich ging immer öfter zu ihm und knüpfte Kontakt, fragte ihn 100 Mal in meinen Gedanken, ob er das wollen würde. Bekam aber leider nie eine Antwort.
Am 24.9.2016 war es so weit: Der Tag der Abreise. Am Flughafen lag Sansone sehr ruhig und gelassen in seiner Box. Er schaute mich an, war aber in keinster Weise gestresst. Ich war verwundert. Vielleicht war doch alles besser, als das Tierheim für den hübschen Rüden. Alles war genau abgesprochen, die Ankunft, der Transport und das Ankommen im neuen Zuhause. Genauso wurde es durchgeführt.
Im Haus angekommen, wurde die Tür der Transportbox geöffnet und nach hinten befestigt, der Rüde sollte selber entscheiden. Er beobachtet den Rest des Tages das Treiben um ihn herum. Die Hündin Mia, war verwundert über den Hund in der Box und lies erstmal einen Sicherheitsabstand.
Am nächsten Morgen war Sansone immer noch nicht ausgestiegen, so wurde vorsichtig der Deckel entfernt und dann ging es los. Jeden Tag machte der Rüde rasante Fortschritte. Schon am zweiten Tage ging er mit in den Garten. Er hing sich an sein Herrchen, folgte ihm, forderte sogar Zuneigung ein und ließ sich genüsslich streicheln. Auch mit Mia lief es gut, wobei für ihn sein Herrchen wichtiger war. Er schlief mit am Bett und schaute sich genau ab, was so im Haushalt passierte. Bereits am 28.09. lag er tiefenentspannt im Garten am Teich und genoss sichtlich die Ruhe. Das Bild werde ich nie vergessen. Schnell war erkannt, dass das Element Wasser für ihn eine wichtige Rolle spielt. Schon beim dritten Spaziergang sprang er an der Leine in einen kleinen Bach und tollte herum. Sprachlos war ich als die Bilder mich erreichten.
Bereits am 05. Oktober bekam ich folgende Nachricht, als ich schrieb, dass ich eine Anfrage hätte für Sansone:
“Hetz mich nicht. Sansone kann nicht vermittelt werden. Der zerreißt Kissen, Sofas, Tische, Autoreifen, Häuser, Gartenmöbel, Kühe, Enten und Scheunen. Riecht entsetzlich, frisst einem die Haare vom Kopf, verliert selbige in ungeheuren Mengen, und, und, und …
Unvermittelbar….eigentlich……”
Da war mir klar, Sansone hatte sein Zuhause gefunden, also sagte ich die Anfrage ab.
Am 20.11. wurde die Adoption offiziell und Sansones Vermittlungsdatum ist der 10.12.2016. Das Klingelschild an der Haustür in 33829 Bergholzhausen wurde um einen Namen erweitert.
Aber nun lassen wir mal den Adoptivpapa selber erzählen:
Hallo Stefanie,
liebe Weihnachtsgrüße senden dir Reiner und Andreas mit den beiden Engeln Mia und Sansone.
Hier sieht alles bestens aus!
Unsere Herzen standen schon einige Male fast still. Sansone hat einen Trieb im Arsch nach Freiheit, der unglaublich ist. Wir haben schon wunderbare Verfolgungsmärsche hinter uns – durch Bäche und Kanäle, schlammige Wiesen und sumpfiges Gelände- und wir leben noch. Sansone hat einen Megaspaß daran, wieder eine Möglichkeit zu finden, die es ihm ermöglicht, wieder auszubüchsen. Der hält uns auf Trapp.
Gestern gab es hier die letzte Bauaktion. Der Garten ist jetzt mit einem 230 cm hohen Zaun hermetisch abgeriegelt. Jetzt gibt es keine Chance mehr, hier raus zu kommen. Wunderschön zu sehen, wie er jetzt alles in Ruhe abschreitet und nach einer Schwachstelle Ausschau hält, sich dabei umdreht und uns sagt, ich finde schon noch was, wartet ab.
Ich hab eine Fotostrecke von Sansone im Anhang. Hoffe, dass du sie auch öffnen kannst und es auch nicht zu lange beim Download dauert.
Etwas Sorge macht mir allerdings die Tatsache, dass der Herr so überhaupt nicht ins Auto will. Ich bleibe hartnäckig und hoffe, dass ich das irgendwann schaffe und er so geil aufs Autofahren sein wird wie Mia.
Mia ist ein Traum für Sansone. So liebevoll wie sie ihm begegnet, treibt es einem fast die Tränen in die Augen vor Rührung. Ein tolles Gespann!
Bin gespannt auf Weihnachten: überlegen, ob wir uns einen Tannenbaum in die Bude holen.
Für und wider?????????????????????????
Es gibt nicht einen Strauch im Garten, der nicht mindestens einmal am Tag von Sansone begrüßt wird. Wir befürchte, dass wenn wir einen Baum in der Eingangshalle haben, dass der auch jeden Morgen erst mal begrüßt wird mit einer Brise Pinkel.
Mia kriegt auch hin und wieder was auf die Birne, wenn sie beim Schnüffeln zu&xnbsp;nah bei Sansone steht, aber alles halb so wild. Es tut einfach nur gut, sehen zu können, wie gut es ihm von Tag zu Tag geht.
Wir sind hin und weg von soviel Liebe und Freundlichkeit, die uns beide entgegen bringen.
Noch ein Konzert zur Weihnachtszeit, dann hab ich – sage und schreibe – fast zwei Monate Zeit und kann mich voll und ganz den Hunden widmen. Keine Termine, keine Schüler, keinen Stress! Alles nur traumhaft!
Liebe Stefanie,
ich wünsche dir und all den Menschen, die dich glücklich machen und dich unterstützen, die besten Wünsche zur Weihnachtszeit und sage bis bald.
Reiner – Andreas – Mia – und Sansone
Mit unendlicher Dankbarkeit, dass Sansone seinen Platz gefunden hat und geliebt wird, beende ich dieses Happy End und bin gespannt auf neue Geschichten und Bilder von unserem Unsicherheitsfaktor Sansone, der eigentlich ganz klar in seiner Kommunikation und seinem Wesen ist! Hätte er uns das nur direkt gesagt…