Wir sind eigentlich immer noch sprachlos, denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass er schon nach 9 Monaten wieder gehen muss…
Wenn wir an ihn denken, dann sehen wir immer einen grund-gutmütigen, weichen, sanften Hund, der aus der Flugbox steigt, völlig cool – und echt sofort losrennen will, um zu schnuppern! Angeleint zog er aus dem Flughafengebäude, Schnauze am Boden, Po hoch, Schwanz wedelnd … nur Schnuppern, als ob er das nie wieder könnte! Und er hatte Tempo drauf! Und auch schon am Flughafen war er empört darüber, weil man ihm ein Geschirr umbinden wollte und dabei seinen Bewegungsradius einschränkte. Das wollte er nicht, außerdem durfte man ihn schon damals nicht an den Hinterbeinen hochheben: Dann hat er gebellt. Er musste also immer irgendwie selber ins Auto. Dazu haben wir dann eben immer eine Stufe hingestellt. Wenn er gebellt hat, so klang das eher entrüstet, empört über die Situation. Nie schmerzvoll. Er wollte es halt nicht. Und so haben wir ihn akzeptiert. Genauso konnte er sich auch aufregen, wenn ein anderer Hund ihn belästigte. Fido konnte sich nicht wirklich wehren, das mussten wir für ihn tun. Aber Fido war trotzdem noch lange danach empört und zitterte und brummte vor sich hin. Er musste schnell weitergehen, damit sich sein Adrenalin abbauen konnte. Wenn Fido keinen Kontakt zu anderen Hunden haben wollte, drehte er einfach um. Fido lebte in seiner eigenen Welt. Er war taub und wir mussten Kommunikation neu lernen: Wenn er so dahin-lief, vergaß er oft die Richtung und alles um ihn herum. Dann mussten wir schnell zu ihm laufen und ihn umdrehen. Zeichensprache und freundliche Gesten waren hier angesagt.
Er hatte kein Interesse an anderen Hunden – nur an Hündinnen. Die fand er toll, dann hob sich seinen Kopf und er machte sich ganz stolz groß und ging mit geschwollener Brust um die Lady.
Und Fido konnte schnüffeln! Wenn er sein Geschirr umgeschnallt bekam, sprang er schon in der Wohnung in die Luft, sprang durch die Tür raus und lief erst völlig aufgeregt durch den ganzen Garten, sprang und wedelte, und dann in den Wald - und hin und her! Er war außer sich vor Freude!!!! Das haben wir so geliebt!
Oft schnupperte er an einem Busch solange, dass unsere Hündin Susan sich schon ablegte: Das konnte jetzt dauern, das wusste sie auch. Fido hatte zu tun. Wir ließen ihn schnuppern, wir konnten alle warten, schließlich war das ja seine Art, Informationen aufzunehmen. Dass er taub war, schien ihn nicht weiter einzuschränken, aber riechen musste er.
Wenn er nicht draußen unterwegs war, schlief er. Da war er kompromisslos, hinlegen, schnarch. Aber er konnte auch betteln! Am liebsten untersuchte er alle Mülleimer und –beutel. Er war unser Müll-Detektiv! Wir mussten alles hochstellen, was umkippen konnte.
Fido… Am Ende war er einfach zu schwach, um zu noch gehen. Er konnte schlecht einfach nur stehen, oft verlor er beim Schnuppern das Gleichgewicht und fiel nach vorne … Aber wenn er dabei gehen konnte, war er stabiler. Als er noch schwächer wurde, konnte er all das auch nicht mehr tun, was ihm solche Erfüllung gab. Er konnte einfach nicht mehr, deshalb halfen wir ihm, seinen letzten Gang zu gehen. Wir hielten ihn dabei in unseren Armen.
Unsere Nora ist seitdem sehr verändert, sie trauert, hat sich zurückgezogen, ist sehr unsicher. Sie vermisst und sucht ich. Als sie den toten Fido sah, sprang sie hoch, weil sie ihn erkannte, aber nun ist er unter der Erde und für sie nicht mehr zu erreichen. Im Garten sucht sie ihn. Sie kann es nicht verstehen.
Wir müssen jetzt schauen, wie wir Nora dabei unterstützen. Sie hat sich total auf Fido verlassen, er war Ihre Sicherheit.
Traurige Grüße Anna und Simone